Audi kündigt "wegweisendes neues Modell" an

Zwei Monte nach seinem Start als Audi-Chef stellt Markus Duesmann einen ehrgeizigen Plan vor: Ein Team von Spezialisten unter der Leitung von Alex Hitzinger soll "schnell und unbürokratisch ein wegweisendes Modell für Audi entwickeln", kündigt das Unternehmen an. Dabei könne das Team Ressourcen und Technologien des gesamten VW-Konzerns zurückgreifen, zugleich aber große Freiheiten genießen. Der schnelle und agile Entwicklungsprozess soll zum Vorbild weiterer Entwicklungen werden. Als erstes Ergebnis soll schon 2024 ein hocheffizientes Elektroauto auf die Straße kommen. Neben dem Auto soll das Team ein Ökosystem um das Auto herum schaffen und so neue Geschäftsmodelle entwickeln.

Das erinnert an Konkurrenzprodukte wie Mercedes Me. Daimler versucht dabei, seinen Kunden über das Auto hinaus weitere Dienstleistungen und Produkte zu verkaufen. Vor knapp zehn Jahren hat BMW ebenfalls ein eigenes Team auf die Beine gestellt, um das "Project i" zu entwickeln, aus dem die beiden Modelle i3 und i8 hervorgingen. Für das Image als fortschrittliche Marke haben sie BMW viel gebracht, wirtschaftlich war der Erfolg geringer.

Der Name des Audi-Projekts lautet Artemis. Artemis ist in der griechischen Mythologie die Göttin der Jagd – und es wird höchste Zeit, dass Audi wieder auf die Jagd nach BMW und Mercedes geht. Die Marke hat nach einer erstaunlichen Aufholjagd seit mehreren Jahren den Anschluss verloren, nicht nur bei den Zulassungszahlen, sondern auch bei der Technik. Mit Tesla gibt es zudem einen neuen Rivalen, der den deutschen Wettbewerbern nicht nur beim Elektroantrieb voraus ist, sondern vor allem im Bereich Software.

Schon länger wird der Marke vorgeworfen, ihr Versprechen "Vorsprung durch Technik" nicht mehr einzulösen. Begründet hat es in den 80er-Jahren der damalige Vorstandschef Ferdinand Piech, der den Allradantrieb (quattro), den direkteinspritzenden Diesel mit Turbolader (TDI) und Aluminiumkarosserie in Serie brachte. In den vergangenen Jahren gab es wenig bahnbrechende Neuheiten von Audi, zudem hatte das Unternehmen mit den Folgen des Abgas-Skandals sowie zahlreichen personellen Wechseln an der Spitze der Entwicklungsabteilung zu kämpfen. Der ehemalige BMW-Mann Markus Duesmann soll es nun richten und der Marke ihren alten Glanz zurückgeben.

Alex Hitzinger soll den Slogan nun wieder mit Leben füllen. Er hat lange als Motorsportingenieur gearbeitet, war ebenso wie Duesmann selbst als Motorenkonstrukteur in der Formel 1 tätig, hat mit Porsche dreimal das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewonnen und später für den Computerkonzern Apple ein autonom fahrenden Auto entwickelt. Seit 2019 arbeitet Hitzinger für VW Nutzfahrzeuge, wo er für das autonome Fahren und ID.BUZZ zuständig ist.

Seine neue Aufgabe ist schwierig, aber er hat die geballte Finanz- und Ingenieurskraft des weltgrößten Autokonzerns im Rücken. Man darf gespannt sein auf das Auto, welches das Projekt Artemis in vier Jahren präsentieren wird.

Lesen Sie auch:

Digitale Transformation: Audi und Capgemini gründen Gemeinschaftsunternehmen

EXKLUSIV – Software von VW bei anderen Marken: Notruf-Sorgen plagen auch Audi, Škoda und Seat

Erstes Quartal:Audi mit dickem Minus bei Absatz und Umsatz

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau Audi e-tron 2020 und 2021