Der Betriebsrat von Volkswagen fürchtet, dass das Management seinen Einfluss beschränken möchte. Wie das "Handelsblatt" berichtet, klagen einige Manager über die Macht der Arbeitnehmer. Im vergangenen Jahr war bereits ein Streit zwischen VW-Markenchef Herbert Diess und Betriebsratschef Bernd Osterloh öffentlich geworden. Vor einigen Monaten lehnten einige Aufsichtsräte einen neuen Audi-Vorstand ab, weil er ihnen zu gewerkschaftsnah erschien.
"Wir haben das Gefühl, dass unser Mitspracherecht zu einem guten Teil gekippt werden soll", sagte ein Vertreter der IG Metall dem Bericht zufolge. Jüngster Stein des Anstoßes ist ein Revisionsbericht, in dem es um die Finanzen des Betriebsrats ging. Dabei seien zwar keine nennenswerten Verstöße aufgedeckt worden, der Betriebsrat ist allerdings darüber erstaunt, dass sich die Revision überhaupt mit seinen Finanzen beschäftigt hat. Es ginge wohl darum, belastendes Material zu finden, so die Vermutung der Arbeitnehmer. Einziger größerer Kritikpunkt der Kontrolleure ist, dass in den Werken Kassel und Wolfsburg mehr Mitarbeiter für gewerkschaftliche Arbeit freigestellt sind, als vom Gesetz verlangt. Aus Verärgerung sagten die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat ein gemeinsames Essen von Aufsichtsrat und Vorstand ab.
VW befindet sich mitten im Umbruch. Neben den nach wie vor bestehenden Unsicherheiten aufgrund des Abgas-Skandals muss sich der Autobauer ebenso wie die Konkurrenz auf die Zukunft mit vernetzten und autonomen Fahrzeugen sowie Elektroautos einstellen. Ein Streit mit dem mächtigen Betriebsrat ist da eigentlich das Letzte, was der Vorstand gebrauchen kann.
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