Grund für die Spekulationen sind die Querelen mit dem Betriebsrat, die zuletzt zu einem offenen Angriff auf die IG Metall geführt hatten. Der "Bild"-Zeitung diktierte Diess jüngst, er erhalte "immer wieder Hinweise aus der Belegschaft und insbesondere aus dem Management, dass Einstellungen und Aufstieg in der Hierarchie von einer Mitgliedschaft bei der IG Metall abhängen würden." Konzernchef Matthias Müller soll, so das Handelsblatt, über Diess Vorgehen erbost gewesen sein. Wenn er in der Sache auch recht haben mag. Immer wieder heißt es aus dem Konzern, man lebe in einer "Betriebsrat-Diktatur". In kaum einem anderen deutschen Konzern ist der Einfluss der Arbeitnehmerseite so hoch wie bei VW.
Eigentlich soll es in der Sitzung des Aufsichtsrats um das Jahresergebnis gehen und um die neue Vorstandsvergütung. Auch die Vorwürfe gegen Audi-Chef Rupert Stadler im Zusammenhang mit dem Abgas-Skandal stehen wohl auf der Agenda. Aber wie es aussieht, werden die Kontrolleure auch über Herbert Diess und dessen Zukunft bei VW beraten.
Diess gilt als "harter Hund". Bei BMW hat er die Kosten im Einkauf massiv reduziert - bis einige Zulieferer auf die Barrikaden gingen. Doch genau dafür hat Volkswagen den Manager geholt. Sollte er nun den Rückhalt verlieren - oder um des lieben Friedens mit der Gewerkschaft Willen geopfert werden, brächte das VW nur eine Baustelle mehr. Denn am Zukunftspakt und den damit einhergehenden Kürzungen und Kostenreduktionen führt kein Weg vorbei. (mer/ree)
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