Sie zählen zu den leidenschaftlichsten Fans und zugleich zu denen, die am meisten leiden mussten in den letzten Jahrzehnten. Denn wer seine Liebe der Marke Alfa Romeo geschenkt hat, den haben die Italiener lange Zeit arg hängen lassen und viel ist nicht mehr übrig vom Glanz der goldenen Zeiten. Doch jetzt blitzt der noch einmal auf, und zwar so gleißend hell, dass die Petrolheads besser zur Sonnenbrille greifen: Alfa bringt einen neuen Stradale 33. Während alle Welt auf einen zukunftsträchtigen Hoffnungsträger wartet, sind die Italiener ins Museum gegangen und haben sich von einem der spektakulärsten Exponate inspirieren lassen – dem Tipo 33 Stradale, mit dem Alfa Romeo die Rennerfolge aus den 1960ern und 1970ern in Aufmerksamkeit auf der Straße ummünzen wollte. Und statt endlich wieder auf Masse zu machen, haben sie dafür eigens eine Manufaktur gegründet, die unter dem Namen „Bottega“ die Sonderwünsche der exklusivsten Kundschaft auslosten und gemeinsam mit Firmen wie der legendären Carrozzeria Touring Superleggera umsetzen soll.
Zwar weist das neue Karbon-Coupé weniger in die Zukunft als in die Vergangenheit, selbst wenn das Design nur Inspiration war und der neue Renner alles andere als retro ist. Doch zumindest unter dem Blech schauen die Italiener sehr wohl nach morgen. Ja, es gibt den neuen Stradale 33 auch mit dem heiß geliebten 3,0-Liter-V6, der hier auf 620 PS kommt und mit den knapp 1500 Kilo des aktuellen Autos nicht mehr Mühe haben sollte als damals der 230 PS starke Mini-Achtzylinder mit der nur halb so schweren Alu-Flunder von einst. Doch es gibt den neuen Stradale – mit ein bisschen Hilfe der Schwestermarke Maserati – als ersten Alfa Romeo überhaupt auch rein elektrisch: Zwei Motoren stehen für Allradantrieb und eine Systemleistung von satten 750 PS. Egal, mit welchem Antrieb der Alfa fährt, schafft er den Sprint von 0 auf 100 km/h deshalb in weniger als drei Sekunden und für beide Versionen nennen die Italiener – wie passend – ein Spitzentempo von 333 km/h. Dabei dürfte die E-Version womöglich sogar die größere Reichweite haben. Denn den 60 Litern Sprit stehen eine Batterie mit netto 90 kWh gegenüber, die zumindest um Normzyklus für um die 450 Kilometer reichen soll.
Lebenszeichen aus der Vergangenheit
Mit dem neuen Tipo 33 Stradale erinnert Alfa Romeo an ein legendäres Modell aus seiner Vergangenheit. Besonders viele Kunden wird der Hersteller mit dem neuen Modell aber nicht glücklich machen.
Zugegeben, mit dem Stradale 33 sendet Alfa ein spektakuläres, kaum zu übersehendes Lebenszeichen und wagt mit der Option auf den Elektroantrieb sogar den ersten Schritt in eine hoffentlich glänzende Zukunft. Doch ausgerechnet dieses Modell wird die Leidensbereitschaft der Fans einmal mehr auf die Probe stellen. Oder besser gesagt, sogar zweimal. Erstens, weil es nur 33 Exemplare davon geben soll, so dass die allermeisten Interessenten leer ausgehen dürften. Erst recht, weil diese Autos alle längst individuell konfiguriert und konfektioniert sind. Und zweitens, weil die wenigen Glücklichen, die eines davon ergattern, dafür tief in die Tasche greifen müssen, selbst wenn Alfa noch keinen konkreten Preis verrät. Doch auch das passt zum Original. Schließlich wurden davon ab 1967 gerade mal 18 Stück gebaut. Und wer damals über die umgerechnet 36.000 Euro gestöhnt hat, der sollte jetzt mal die Auktionskataloge wälzen. Dort wird der Alfa mittlerweile für deutlich mehr als eine Million Euro gehandelt. Selbst wenn der vielleicht schönste Alfa der Neuzeit auch zum teuersten Modell der Marke wird und sogar den vor 15 Jahren gebauten 8C für seinerzeit rund 200.000 Euro übertrifft, könnte er sich also noch als Schnäppchen erweisen.
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