Für die Zeit nach 2021, dem Jahr, in dem die Subventionen für reine Elektrofahrzeuge auslaufen, sieht Jochen Siebert, Inhaber der auf den chinesischen Markt spezialisierten Automotive-Beratung Jochen Siebert Consulting, eine Trendwende zugunsten der Plug-in-Hybride und der 48-Volt-Technologie in China.
„Das Ende des Booms der subventionierten Lowtech-Elektrofahrzeuge wird 2019 bereits spürbar sein. Ab 2021 ist es vorbei mit den Fahrzeugen, die bereits heute kaum von Privatleuten gekauft werden", sagt Siebert voraus. JSC hat die Auswirkungen der neuen Gesetzgebung analysiert und in einem Report zusammengefasst.
Industriepolitisch geht der Branchenbeobachter davon aus, dass die chinesische Regierung sich darauf konzentrieren wird, den Markt für Batterien zu besetzen. „Der Batteriemarkt ist ein Business-to-Business-Markt. Hier fällt es China leichter, hohe Marktanteile zu sichern“, so Siebert. Im Dezember 2016 veröffentlichte die Regierung beispielsweise eine Vorschrift, die eine Subventionierung von Lithium-Ionen-Batterien nur ermöglicht, wenn der Hersteller über eine Kapazität von über acht Gigawattstunden verfügt. Bislang gibt es keinen ausländischen Batteriehersteller, der diese Größe hat.
Am 13. Juni 2017 veröffentlichte die chinesische Regierung ihre jüngsten Vorschriften zum Flottenverbrauch der nächsten Jahre sowie die Systematik der Vergabe von sogenannten Credits, die zur Erreichung von Quoten dienen. Die Gesetzesvorlage ist nach wie vor nicht final verabschiedet. Die Autoherstellerverbände aus Europa, den USA, Japan und Südkorea haben dagegen protestiert, weil sie die Vorgaben für unerfüllbar halten. Für heftige Diskussionen hat vor allem eine Quoten-Vorgabe für reine Elektrofahrzeuge bzw. Plug-in-Hybride geführt.
„Als Fixpunkt der Gesetzesvorlage ist die Erreichung des Flottenverbrauchs geblieben. Dieser treibt den Modell-Mix an“, so Jochen Siebert, Geschäftsführer von JSC Automotive.
Während die Subventionen für Lowtech-Elektrofahrzeuge auslaufen, wurden technologisch hochwertige Fahrzeuge in der neuen Vorlage gestärkt. So erhalten Elektrofahrzeuge mit einer Reichweite von über 350 Kilometern nicht mehr nur drei, sondern jetzt bis zu sechs Credits.
Bislang wird diese Reichweite in China lediglich von dem Modell Tesla S der gehobenen Version erreicht. „Da die Credits auch für Importfahrzeuge erteilt werden, könnte dies ebenso andere Hersteller zum Import von Elektrofahrzeugen aus dem Premiumbereich beflügeln“, so Siebert. Die Credits werden zur Erreichung der Quote für Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride benötigt.
Bis zum Jahr 2018 sollen die Hersteller eine Quote von 8 Prozent erreichen, danach 10 Prozent im Jahr 2019 und dann 12 Prozent im Jahr 2020. Die Quote bezieht sich nicht auf die Anzahl der verkauften Fahrzeuge. Sie errechnet sich durch einen komplizierten Vergabekatalog von Credits, bei dem Fahrzeuge, die bestimmte Ziele erreichen, mehrfach gezählt werden. Im Fall der Reichweite von über 350 Kilometern beispielsweise fünffach. Sofern es sich um ein hocheffizientes Fahrzeug handelt, gibt es sogar noch einen Bonus von einem Punkt. (ree)