Kommentar: BMWs Bremsen-Problem zeigt tiefere Misere

Jetzt hat es auch BMW erwischt. Der Musterknabe der deutschen Autoindustrie schockte die Börsen mit einer Gewinnwarnung. Statt wie bisher acht bis zehn Prozent erwarten die Münchner jetzt nur noch zwischen sechs und sieben Prozent Marge vor Zinsen und Steuern im Autogeschäft.

Der Grund dafür lässt aufhorchen. Mehr als 1,5 Millionen Autos verschiedener Baureihen müssen in die Werkstätten, weil die von Continental zugelieferten Bremssystem fehlerhaft sind. Das kostet BMW einen hohen dreistelligen Millionenbetrag.

Es ist auffällig, wie häufig inzwischen Probleme bei den Zulieferern die Hersteller ausbremsen. So konnte Mercedes vergangenes Jahr rund 100.000 Fahrzeuge der E-Klasse und des GLC nicht bauen, weil Bosch den Hochlauf der dafür benötigten 48-Volt-Batterie nicht termingerecht bewältigen konnte.

Porsche musste sogar beim Batteriespezialisten Varta einsteigen, um die Lieferung seiner Hybridbatterie für den 911 abzusichern. Schon zuvor gab es bei anderen Modellen immer wieder Lieferschwierigkeiten. Porsche-Produktionschef Albrecht Reimold sieht einen Trend: "Zum Teil erkennen wir hier Probleme, komplexe Situationen zu beherrschen", sagte er jüngst im Interview mit der Automobilwoche.

In gewisser Weise stehen die genannten Fälle exemplarisch für die Kollateralschäden, die die Transformation mit sich bringt. Automatisiertes Fahren, Elektromobilität und die Digitalisierung des Fahrzeugs erfordern von den Zulieferern die Beherrschung völlig neuer und komplexer Technologien.

Gleichzeitig müssen die Hersteller ihre Entwicklungszeiten enorm verkürzen, um dem Druck der Konkurrenz aus China standzuhalten. Hinzu kommt ein zunehmender Fachkräftemangel und die Abwanderung wertvollen Wissens durch den demografischen Wandel.

Wenn Innovationen weiter schnell in den Markt kommen sollen, wird auch das Risiko von Fehlern weiter zunehmen. Gefordert sind hier beide Seiten, denn womöglich hätte eine gründlichere Qualitätsprüfung des Bauteils bei BMW oder eine ausführliche Testphase das Problem in diesem Ausmaß verhindern können.

Statt mit dem Finger aufeinander zu zeigen, sollte der Schaden nun möglichst schnell behoben werden. Komplett vermeiden lassen werden sich derartige Probleme angesichts des Tempos und der Radikalität des technologischen Wandels wohl nicht.