Die IAA ist mehr als eine Automesse, denn sie demonstriert deutsche Automobilkompetenz. Aussteller wie BMW, Conti & Co. sind dabei nur die Spitze des Eisbergs unserer Wertschöpfung in Industrie und automobiler Dienstleistung. Ist es, wie so oft zitiert, jeder siebte oder nicht doch eher jeder vierte Arbeitsplatz, der an der Autobranche hängt? Wir sind Auto! Und dennoch wird die Kanzlerin bei der Eröffnung der IAA in etwa sagen: „Auf die Automobilindustrie kommen schwere Zeiten zu.“ Vor der Wahl wird sie sich „Auf Deutschland kommen schwere Zeiten zu“ wohl eher verkneifen.
In jedem Fall macht die derzeitige Entweder-oder-Diskussion bezüglich der Antriebe wenig Sinn. Wir müssen aufhören, das Alte gegen das Neue auszuspielen. Ohne die Wertschöpfung bewährter Technologien lassen sich neue nicht zur Marktreife bringen. Das zeigen beispielhaftdie Zahlen des Automobilzulieferers ElringKlinger. CEO Stefan Wolf hatte die Zukunft schon vor Jahren im Blick. Doch der Geschäftsbereich E-Mobility erwirtschaftete im ersten Halbjahr 2017 gerade mal ein Prozent des Gesamtumsatzes. Und dennoch wird der Vorstandsvorsitzende nicht müde, andere Zulieferer zum Wandel anzuhalten. Er liegt damit sicher richtig, aber es erinnert auch an Hubert Burda, der schon 1990 seinen Verlegerkollegen die Digitalisierung predigte, um 2009 lapidar festzustellen, dass das Web ein Penny Business sei. Ein Telefonat mit dem Verleger könnte Angela Merkel helfen, den Weg in die Penny Economy zu vermeiden.
Helmut Kohl hatte sich seinerzeit auch nicht der Deindustrialisierungslehre von Nobelpreis-Ökonomen angeschlossen. Mit dem zählbaren Ergebnis, dass wir verglichen mit UK und USA nach wie vor ein starker Produktionsstandort sind. Es geht nicht um Verbrenner versus Elektro. Es geht um die Rolle der deutschen Autoindustrie und die Erkenntnis, woher unser Wohlstand kommt. Und für einen Dienstleister wie die IAA gibt es immer Alternativen. Eine zeigte das Messeplakat für den Auto-Salon in Genf 1967: Autos, Boote, Caravans und Gabelstapler.
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