Das SUV ist am Höhepunkt seines Booms angekommen. Kaum ein Hersteller verzichtet mehr auf die rustikal gezeichneten Autos - egal, ob Massenware oder Haute Couture. Doch wie empfinden Designer die Entwicklung? Paolo Tumminelli, Professor am Designinstitut der TH Köln, gibt seine Einschätzungen dazu ab.
Frage: Herr Tumminelli, was macht gutes SUV-Design eigentlich aus?
Antwort: Ich halte nichts von Designrezepten. Gutes SUV-Design sollte wenigstens versuchen, die Mehrbelastung für Menschen und die Umwelt, die diese Fahrzeugkategorie eindeutig verursacht, im Sinne von Nutzwert wiedergutzumachen. Das «U» in Sport Utility Vehicle steht ja für Utility - sprich Nützlichkeit.
Wie wird diese Nützlichkeit umgesetzt?
Zum Beispiel indem man auf konsequenten Leichtbau setzt - wie Range Rover - und somit wenigstens das Gewichtsproblem in den Griff bekommt. Range Rover zeigt übrigens auch, dass ein gradliniges und so die Nützlichkeit optimierendes Design durchaus gut gefallen kann. Trotzdem bleibt das SUV ein hochemotionales, zum Teil gar irrationales Thema.
Was ist von den SUV-Neuheiten von der IAA zu halten?
Antwort: Die IAA bietet ein wahrhaftiges SUV-Feuerwerk. Von bahnbrechender Innovation ist dabei kaum die Rede, meistens steht der Show-Effekt gestalterisch im Vordergrund. Was beweist: SUV sind eher Mode denn Substanz. Möglicherweise könnte der VW T-Roc, der kein aufgebockter Golf ist, sondern als Grundstein einer kompakten SUV-Baureihe entwickelt wurde, in Sachen Effizienz punkten.
Also generell mehr Nutzwert als Sportlichkeit?
Das Design-Thema des "Automobils in die Höhe", aus dem Großraumfahrzeuge wie der Renault Espace entstanden, wurde von Giorgetto Giugiaro in den 1970er Jahren als kluge Lösung für das Automobil von morgen thematisiert. Die SUVs ergänzen das Thema mit einer geländetauglichen Sportlichkeit, die kaum jemand braucht. Doch Sportlichkeit kann man auch anders interpretieren, als schnell durch die Wüste zu rasen. Mehr Yoga und weniger Bodybuilding täte den SUVs nicht nur optisch sehr gut.