Zulieferer kritisieren Warenkreditversicherer

Einige Mittelständler in der Autozulieferindustrie fühlen sich von den Warenkreditversicherern brüskiert. Der Vorwurf: Die Versicherer reduzieren die Warenkredite der Unternehmen und stufen sie in ihren Ratings herab.

Versicherer wie Branchenführer Euler Hermes decken das Risiko beim Ausfall von Zahlungen für bereits gelieferte Waren ab. Aus Sicht des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) war zur Abmilderung der Corona-Krise eigentlich alles geklärt: "Als Anfang 2020 die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft deutlich wurden, hat die Bundesregierung schnell reagiert, um eine Entwicklung wie in der Wirtschaftskrise 2008/2009 mit gekürzten Kreditlimits vonseiten der Warenkreditversicherer zu vermeiden", sagte WSM-Hauptgeschäftsführer Christian Vietmeyer der Automobilwoche. Der Staat übernimmt demnach "in Corona-bedingten Fällen 90 Prozent des Risikos, die restlichen zehn Prozent des Risikos tragen die Warenkreditversicherer."

Doch bei Mitgliedsfirmen aus dem Bereich Autozulieferer registriere sein Verband, "dass die Versicherer trotz des Schutzschirms die Limits mit einem Verweis auf ein allgemeines Branchenrisiko kürzen". Zudem würden die Zulieferer in den Ratings der Versicherer herabgestuft. "Das hat zur Folge, dass Zulieferer für unzuverlässig gehalten werden und Schwierigkeiten bei der Auftragsvergabe bekommen." Aus der Elektroindustrie oder dem Maschinenbau seien solche Fälle nicht bekannt.

Sollte das Vertrauen in die Branche schwinden, werde es mit den Warenströmen schwierig, befürchtet Vietmeyer. Die Alternative wäre dann, dass die Lieferanten Vorkasse verlangen. "Aber Angriffe auf die Liquidität der Unternehmen sind in der jetzigen Situation sicherlich das Wenigste, das wir brauchen."

Die Gefahr sieht auch Ernst Wolf, Chef des Zulieferers Gustav Wolf und Vizepräsident der Metall- und Elektroindustrie NRW. "Für den Mittelstand gibt es ein massives Problem, weil die Warenkreditversicherer rasenmäherartig die Kreditlimits der Unternehmen kürzen" und so die Wirtschaft "strangulieren".

Euler Hermes widerspricht: Die Kreditversicherer würden "einen signifikanten Eigenbeitrag zu diesem Schutzschirm für die deutsche Wirtschaft" leisten. "Sie geben 65 Prozent der Prämieneinnahmen an den Bund ab und tragen Verluste in Höhe von 500 Millionen Euro sowie die Ausfallrisiken, die über die Garantie des Bundes hinausgehen." Zudem verweist der Versicherer darauf, dass in Ländern, in denen es keinen Schutzschirm für die Wirtschaft gibt, die Kreditversicherer auf die steigenden Risiken reagieren und zum Teil Limits anpassen. Denn der Schutzschirm gelte nur für deutsche Unternehmen.

Des Weiteren sei mit dem Bund vereinbart,"dass wir Entscheidungen über Kreditlimits auch weiterhin auf Basis einer individuellen Analyse treffen". Dies gelte auch für Kunden aus der Automobilindustrie.

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