Die Überraschung ist groß: Carlos Ghosn legt sein Amt als Nissan-Chef nieder. Künftig führt Kollegen Hiroto Saikawa den Konzern als CEO alleine. Ghosn bleibt aber Präsident der Marke.
Grund genug, einen genauen Blick auf jenen Mann zu werfen, der unter anderem als bessere Hälfte von Daimler-Chef Zetsche in der "Carlos & Dieter-Show" bekannt wurde. So nennen Medienvertreter die gemeinsamen Presseauftritte der Allianz-Partner auf Messen wie dem Pariser oder Genfer Autosalon.
Ghosn verbindet aber nicht nur eine lange Freundschaft mit Dieter Zetsche. Er ist zugleich auch Freund, Rivale und Namensvetter eines Mannes, der in diesen Tagen so viele deutsche Presse bekam, wie wohl nie zuvor: Carlos Tavares, Chef des französischen Renault-Konkurrenten PSA, der sich anschickt, Opel zu schlucken.
Über 18 Jahre hinweg, hat er die Entwicklung des japanischen Konzerns geprägt. Neun Jahre lang waren sie ziemlich beste Freunde. Beide sind keine gebürtigen Franzosen, haben aber an französischen Eliteunis studiert und in der französischen Autoindustrie Karriere gemacht. Beide haben erstaunliche Erfolge mit kriselnden Unternehmen erzielt. Doch im August 2013 kam es zum Eklat zwischen den Alphatieren, die beide Leitwolf sein wollen. Das Duell Carlos gegen Carlos begann.
Damals wagte der heutige PSA-Vorstandschef Carlos Tavares (57) das Unerhörte: Er forderte -Renault-Nissan-Präsident Carlos Ghosn (62) öffentlich heraus. In einem Bloomberg-Interview erklärt der Leiter des operativen Geschäfts von Renault nonchalant, er wolle einmal ganz oben an der Spitze stehen und könne sich vorstellen, irgendwann General Motors oder Ford zu leiten. „Mr. Cost Killer“ Carlos Ghosn, in Asien zum „Man of the Year“ und „Businessman of the Year“ gekürt, ist düpiert und reagiert umgehend – mit dem sofortigen Rauswurf. Ein Leitwolf zögert nicht.