ZF-Ausstieg mit Fragezeichen

Friedrichshafen. ZF-Chef Stefan Sommer hat sich verspekuliert. Auch mit einem Angebot, dass um fünf Euro unter der Offerte von Knorr-Bremse für den Hersteller von Nutzfahrzeugbremsen Haldex lag, waren die Friedrichshafener sehr zuversichtlich, den Aktionären das überzeugendere Gesamtpaket zu bieten.

Mit der schwedischen Aktionärsvereinigung und dem Verwaltungsrat von Haldex hatte Sommer gewichtige Fürsprecher hinter sich gebracht. Doch selbst ein viel beachtetes Statement von Haldex-Chef Bo Annvik auf der Nutzfahrzeug-IAA an der Seite von Sommer und ein Auftritt im schwedischen Fernsehen haben die Aktionäre letztlich nicht überzeugt.

Lag es am überzeugenderen Gesamtpaket der Münchner? Hatten Hedgefonds auf einen weiteren Bieterwettbewerb spekuliert? Oder ist es einfach das um fünf schwedische Kronen höhere Angebot von Knorr-Bremse, dass den Ausschlag gegeben hat? Es bleibt offen.

Es bleibt auch die Frage, wie ZF nun vorgehen wird, um weiter zu einem wesentlichen Anbieter von Bremsen im Nutzfahrzeugbereich aufzusteigen und einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zum autonom fahrenden Lastwagen voranzukommen. Kooperationen wären eine Möglichkeit.

Fest steht, dass vor allem die Situation für Haldex schwierig ist. Mitarbeiter und Kunden des schwedischen Zulieferers sind verunsichert, wie es mit dem Unternehmen weitergeht und wer dort künftig das Sagen hat.

Auch wenn sich Knorr-Bremse die Mehrheit der Anteile bei den Schweden sichern sollte, so haben sie mit ZF nun einen starken Anteileigner im Boot, mit dem man sich auseinandersetzen muss. ZF wird sicherlich an seinem Vorhaben festhalten, den autonom fahrenden Lastwagen voranzutreiben. Ob mit Anteilen an Haldex oder ohne.