Elon Musk lehrt der Autoindustrie das Fürchten, weil er sich vor nichts fürchtet. Nicht vor Jahren ohne einen Cent Gewinn. Nicht vor technologischen Rückschlägen wie brennenden Batterien. Und schon gar nicht vor dem Hohn und Spott der Autobosse, die ätzten, Handyakkus unter ein Auto zu packen sei nun wirklich keine Leistung. Aber es ist eine Leistung, diese Erkenntnis hat sich durchgesetzt. Belächelt wird Musk nicht mehr. Doch jetzt tritt der Shootingstar in Phase zwei seines Megaprojekts. Das Model 3 soll ein Auto für die Masse werden. Das Werk im kalifornischen Freemont bereitet den Hochlauf vor, und auch die Batteriefabrik Gigafactory in der Wüste Nevadas steigert ihre Produktion fast stündlich.
2018 will Musk die Marke von 500.000 produzierten Fahrzeugen knacken, 2020 sogar eine Million Autos pro Jahr vom Band rollen lassen. Zur Erinnerung: 2016 wurden gerade einmal 76.000 Tesla verkauft. Die Anleger glauben an Musk. Die Tesla-Aktie kostet mehr als 30 Euro und hat ihren Wert in letzter Zeit mehr als verdoppelt. Die Kunden glauben auch anTesla. 400.000 Vorbestellungen für das Model 3 liegen vor. Und doch gibt es Zweifel, ob Musk den Sprung ins Massengeschäft schafft.
Eine Jahresproduktion von 600.000 Fahrzeugen sehen renommierte Marktforscher bei Tesla keineswegs: Der US-Autobauer werde bis 2020 nicht einmal eine halbe Million Autos produzieren. Für 2020 erwartet IHS Markit rund425.000 Fahrzeuge in der Fabrik in Freemont. Danach – so die Prognose – steigt die Zahl noch leicht an, stagniert dann aber. Denn vieles spricht dafür, dass Musk Probleme bekommt.
Da wäre der Hochlauf der Tesla-Fabrik. Selbst für Hersteller mit jahrzehntelanger Erfahrung ein heikles Unterfangen. Fehler können zu monatelangen Verzögerungen führen. Bei einem Unternehmen, das diesen Prozess zum ersten Mal durchmacht, sind sie mehr als wahrscheinlich. Und die Vergangenheit zeigt: Bisher konnte Musk noch keinen angekündigten Produktionsstart einhalten.