Faurecia-Chef Patrick Koller will den französischen Zulieferer mit Zukäufen und organischem Wachstum auf einen Jahresumsatz von 30 Milliarden Euro treiben, um bei den Zukunftsthemen Vernetzung und autonomes Fahren ein gefragter Partner der Autohersteller zu bleiben.
Die neuen Technologien lassen die Komplexität anwachsen. Koller erwartet, dass die Autobauer einen Teil dieser Komplexität an die Zulieferer als ihre Partner abgeben. „Um so ein Partner zu sein oder zu werden, muss eine gewisse Unternehmensgröße erreicht werden“, sagte Koller der Automobilwoche.
Auf dem Weg zu 30 Milliarden Euro Umsatz hat Koller einen ersten Etappenschritt festgelegt: Im Jahr 2020 sollen es 20 Milliarden Euro sein. Im vergangenen Jahr waren es 18,7 Milliarden Euro. „Das bedeutet, dass wir auch extern wachsen müssen“, so Koller.
Im Bereich der Konnektivitätslösungen für vernetzte Fahrzeuge hat sich Faurecia Ende März durch eine strategische Partnerschaft mit Parrot Automotive verstärkt. Zunächst haben sich die Franzosen mit 20 Prozent an Parrot Automotive beteiligt, sie wollen Parrot aber schrittweise bis zum Jahr 2022 komplett übernehmen.
Start-ups keine Priorität
Investitionsfelder von Faurecia sind neben Konnektivität und Infotainment auch Displays und Technologie im Bereich der Mensch-Maschine-Schnittstelle (HMI, „Human Machine Interface“). Bei den Zukäufen zielt Koller nicht vorrangig auf Start-ups. Zwar würden sie es ermöglichen, Innovationen schnell im eigenen Konzern zu integrieren. Es bestehe aber die Gefahr, dass das Wissen der Firmen auf wenige Köpfe konzentriert ist. Sollten sie ausscheiden, „dann haben Sie nichts gekauft“, warnt Koller. Der Anbieter von Interieur und Abgastechnologie investiert deshalb nur in Start-ups, wenn sich deren Technologie beim Unternehmen in ein Programm oder Projekt integrieren lässt.
Koller bevorzugt stattdessen den Kauf von FirmeVorstandschef Patrick Koller nimmt Umsatzschwelle von 30 Milliarden Euro ins Visiern in einer Größenordnung von 100 Millionen Euro Umsatz. Solche Unternehmen seien in der Regel etabliert und hätten einen Kundenstamm. Das sei beispielsweise auch für China interessant, wo der Zulieferer 2016 einen Umsatz von 2,6 Milliarden Euro erzielt hat.
Steigende Umsätze verspricht sich Koller auch von Benzinpartikelfiltern, getrieben durch die ab September geltende Abgasnorm Euro 6c. Danach dürfen Ottomotoren mit Direkteinspritzung nur noch ein Zehntel der bisher erlaubten Rußpartikel ausstoßen. Faurecia hatte 2011 die Entwicklung aufgenommen und 2016 mit der Serienproduktion des weltweit ersten Filters begonnen.
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