In der an turbulenten Phasen wahrlich nicht armen VW-Geschichte zählt 2016 zweifellos zu den ereignisreichsten Jahren. Derart tiefe und schmerzhafte Einschnitte wie in den vergangenen zwölf Monaten, so massive Umwälzungen wie im Jahr eins nach Entdeckung des Abgasskandals, haben die Wolfsburger nie zuvor verkraften müssen.
Bei allen Fortschritten rund um die Aufarbeitung von Dieselgate, trotz der Vorstellung neuer Strategien für den Mutterkonzern und die Hauptmarke Volkswagen Pkw – das vergangene Jahr war kein gutes für VW. Zwar kann noch niemand genau beziffern, was VW das Emissionsdebakel unter dem Strich kosten wird. Plausible Schätzungen reichen von 30 bis mehr als 50 Milliarden Euro. Doch sicher ist: Diese Milliarden werden an allen Ecken und Enden fehlen. Bei den geplanten Offensiven rund um die E-Mobilität und autonomes Fahren ebenso wie bei den anstehenden Investitionen indie Digitalisierung vieler Geschäftsmodelle. Von der Pflege des Stammgeschäfts mit herkömmlich motorisierten – und gelenkten – Autos ganz zu schweigen.
Die schlechten Nachrichten rissen 2016 einfach nicht ab. Im April hatte VW mit einem Minus von 4,1 Milliarden für das Geschäftsjahr 2015 den größten Verlust der Konzerngeschichte melden müssen. Im Juni, auf der Hauptversammlung in Hannover, feuerten enttäuschte Aktionäre krachende Schimpfkanonaden auf Vorstand und Aufsichtsrat ab. Und zwischendurch, nach kleinen Lichtblicken wie der Einführung des vom Start weg stark gefragten Kompakt-SUV Tiguan in neuer Generation, hatte VW an anderer Front immer wieder mit großen Rückschlägen zu kämpfen.
So rückte plötzlich auch Oberaufseher Hans Dieter Pötsch ins Visier der Dieselgate-Ermittler (siehe Seite 26). Und jüngst musste VW-Markenchef Herbert Diess den Abbau von 30.000 Arbeitsplätzen verkünden (Automobilwoche 25/2016). Gut für VW, dass 2016 bald vorüber ist.
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