Wolfsburg. Früher herrschte an den Ständen der Lieferanten immer Alarmstimmung, wenn die VW-Oberen auf der Internationalen Zuliefererbörse (IZB) ihren Messerundgang machten. Es war der einstige, kompromisslose VW-Chef Martin Winterkorn, der dann Gussteile begutachtete, Gummiteile bog oder mit den Fingernägeln über Teppichmatten kratzte. Das Qualitätsmanagement Winterkorns war bekanntlich gefürchtet.
Auch 2016 ist bei den Firmen höchste Aufmerksamkeit geboten, wenn der IZB-Rundgang von VW-Chef Matthias Müller samt Entourage stattfindet.Mit dabei sind auchVW-Markenchef Herbert Diess, Entwicklungschef Ulrich Eichhorn und Beschaffungsvorstand Ralf Brandstätter. DochMüller ist bei diesen Anlässen zurückhaltender als sein Vorgänger.
Zudem sind inzwischen diejenigen vorgewarnt, die besucht werden. Es sind Unternehmen derBeschaffungsinitiative FAST (Future Automotive Supply Track), in der bereits mehr als 50 VW-Kunden gebündelt sind.
Und noch etwas ist anders als früher: Die Produkte sind nicht mehr biegsam, sie sind digital. Was die Zulieferer VW verkaufen wollen, ist immer öfter nur auf einem Display zu sehen. Die ganze Messe steht unter dem Motto "Digitalisierung der Mobilität".
Continental stellt Müller das neue eHorizon vor. Die digitale Lösung nimmt dynamische und fahrspurgenaue Daten auf und verarbeitet sie. eHorizon zeigt dem Fahrer die vorausliegende Straße ("elektronischer Horizont").
Diess weiß, wie stark der Wettbewerb in diesem Zukunftsbereich ist: "Die Frage lautet doch: Wer bekommt die meisten Fahrzeuge in sein Netz!"
Am Stand von Bosch. Der weltgrößte Zulieferer hat das Ziel, alle Produkte des Hauses "radikalst mit dem Internet zu verbinden". 50 Prozent aller Produkte seien schon digitalisiert, die andere Hälfte werde in den kommenden drei Jahren digitalisiert.
Aber dann hat Bosch doch noch etwas ganz Analoges zu Anfassen anzubieten. Eine Weltpremiere, die bis dahin mit einem weißen Laken verhüllt ist: einen Elektromotor, Maschine, Inverter und Getriebe in einem Stück, aber auch in Einzelteilen lieferbar. Das müssen Müller, Diess (einst selbst bei Bosch tätig) und Eichhorn gesehen haben. Der Bosch-Manager sagt: "Wir wollen zwingend in Ihren MEB!" VW ist derzeit dabei, einen Modularen Elektrifizierungsbaukasten (MEB) auf die Räder zu stellen.