Herr Müller, wie wird Audis E/E-Architektur künftig aussehen?
Auf jeden Fall vereinheitlicht. Dazu schaffen wir aktuell die Voraussetzungen für eine neue Domänen- und Funktionsstruktur. Wir fokussieren uns dabei auf zwei zentrale Bereiche: zum einen Fahrassistenz und Fahrwerkantriebelektronik und zum anderen Body-Comfort-Elektronik, Infotainment und Connectivity.
Anfang bis Mitte der nächsten Dekade wollen wir dahinkommen. Das Ganze soll auf nur einer Software laufen – das wird uns noch effizienter machen. Ich nenne das Ziel gerne „Data Center on Wheels“. Wir wollen eine „In-Car-Comput-Plattform“ schaffen.
Was an dieser Vereinheitlichung wird schwierig?
Noch gibt es organisatorische Brüche zwischen der Onboard-IT im Fahrzeug und Offboard-IT im Backend beziehungsweise in der Cloud. Die IT muss aber – beispielsweise bei Over-the-Air-Updates oder bei Sicherheitskonzepten – durchgängig definiert sein. Aus diesem Grund ist die Car-IT seit August dieses Jahres auch organisatorisch in meinem Fachbereich verankert. In der Onboard-Elektronik sind Hardware und Software häufig noch miteinander verschmolzen. Im Infotainment haben wir das bereits entkoppelt.
Was ändert sich nun konkret?
Wir legen On- und Offboard-Konzepte zusammen und bauen noch mehr IT-Kompetenzen auf. Außerdem haben wir die Hard- und Software-Plattform als eigene Hauptabteilung gegründet und damit die vertikalen Technologie-Stacks aufgelöst.
Ändert die neue interne Arbeitsweise auch die Abläufe extern?
Wir werden als Audi eine deutlich aktivere Rolle haben, wollen uns intensiver mit unseren Partnern austauschen. Wenn alle Player von Anfang an an einem Tisch sitzen, können wir unsere Ansprüche und Ideen in puncto Software direkt adressieren, das hat viele Vorteile.
Das klingt nicht nur nach anderen Abläufen, sondern auch mehr Arbeit.
Das ist richtig. Wir haben uns in diesem Fachbereich schon verstärkt und werden auch 2019 weiter gezielt Experten an Bord holen.
VW-Chef Herbert Diess hat das Thema IT bei sich in der Konzernspitze verankert. Wie macht sich das bemerkbar?
Wir haben zum Beispiel nun auf Konzernebene eine Steuerungsstelle für die Car-IT, um Synergien zwischen den Marken besser zu nutzen. Das begrüße ich sehr.
Vieles, was Sie für die Vernetzung des Fahrzeugs planen, hängt vom Mobilfunkstandard 5G ab. Ein deutsches Sorgenkind.
Sagen wir einmal so: Deutschland ist hier leider kein technologischer Vorreiter, was es uns nicht unbedingt leichter macht. In Skandinavien beispielsweise zahlt man für Telekommunikation gerne ein paar Euro mehr undhat dafür besseren Service. Gerade deshalb unternehmen wir natürlich alles, um das zu ändern. Audi hat zum Beispiel aktuell den Vorsitz der 5G Automotive Association.
VERANSTALTUNGSHINWEIS:
Thomas M. Müller ist Podiumsgast beim Automobilwoche electronica Talk from the Top: Am Dienstag, den 13. November, diskutieren um 15 Uhr sechs Experten auf dem Podium zum Thema „Automobil- oder Halbleiterindustrie – wer treibt wen an?“
Zu Gast sind außerdem: Frank Cornelius, Elektronik-Experte und seit dem 1. Oktober Leiter Batterieentwicklung von Daimler, Jens Fabrowsky, Automotive-Electronics-Manager bei Bosch, Stefan Steyerl, Director Sales Mobility & Transportation EMEA von Analog Devices, Peter Schiefer, Präsident der Division Automotive bei Infineon, und Rupert Stützle, Digital Expert Associate Partner von McKinsey.
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