Das Vorhalten unzähliger Ausstattungen und Varianten ist laut BMW-Finanzvorstand Nicolas Peter vor allem eines: kostentreibend. Sein Ziel ist es, die Komplexität aus dem Angebot herauszunehmen. Bis zu 80 Prozent könnte die Reduzierung in bestimmten Bereichen erreichen, wie Peter im Automobilwoche-Gespräch sagt. Die Maßnahmen sind auch nötig, um die Investitionen in die neuen Themen zu stemmen.
Herr Peter, Sie haben sich zum Ziel gesetzt, die Komplexität in der Modellpalette drastisch zu reduzieren. Wann geht es los?
Wir sind schon mittendrin. Das ist eines der zentralen Themen zurzeit. Wir müssen die Komplexität aus der Produktion und dem Angebot herausnehmen und den Aufwand der unzähligen Varianten eindampfen.
Beispiele, bitte.
Es beginnt schon mit den Motoren. Bei der nächsten Generation des Dreier wird man dasbereits sehen. Wenn Sie zu einem Autohändler in Europa gehen, kann der Ihnen heute zehn Motorenvarianten vom BMW Dreier anbieten. Das werden wir in Zukunft nicht brauchen.
Bei den Motoren wollen Sie reduzieren. Wo noch?
Wir stellen alles auf den Prüfstand: Wir schauen uns an, welche Sonderausstattungen, welche Lenkräder, welche Sitzbänke, welche Farben überhaupt gekauft werden. Also die ganze Bandbreite. Was kaum nachgefragt wird, kommt raus. Wir haben beispielsweise mehr als 100 Lenkradvarianten. Da lässt sich einiges streichen. Wir glauben: Kein BMW-Händler verkauft auch nur ein Auto weniger, wenn er diese eine Lenkradvariante oder diese eine Farbkombination nicht hat.
Wie äußert sich die Reduktion der Komplexität für den Kunden?
Nehmen wir zum Beispiel einen nicht unbekannten kalifornischen Hersteller. Der bietet auf seiner Website zwei Optionen für ein Modell an, da können Sie als Kunde genau zwei Kreuzchen machen. Bei den etablierten Herstellern umfasst das gleiche Thema fünf oder sechs Seiten. Das ist nicht nur für die Kunden aufwendig, sondern für den gesamten Prozess kostentreibend. Wir müssen Dutzende Sonderausstattungen vorhalten, alles unterschiedlich paketieren. Da bringen wir viel Komplexität ohne großen Mehrwert hinein. Deswegen analysieren wir, welche Ausstattungen tatsächlich in relevantem Maße nachgefragt werden.
Wie konsequent wird die Reduzierung am Ende sein?
Da sprechen wir über Reduktionen von Varianten bis zu 80 Prozent.
Die Maßnahmen klingen nachvollziehbar. Da stellt sich die Frage: Warum erst jetzt?
Das kann man zu Recht fragen. Die Antwort lautet: Weil wegen der neuen Themen ein hoher Kostendruck entsteht. Die Elektromobilität gibt es nicht umsonst. Wir bauen zum Beispiel ein Batteriezentrum in München auf. Wir haben einen Campus für autonomes Fahren für rund 1800 Ingenieure eröffnet. Wenn so viel investiert wird, muss an anderer Stelle gespart werden. Dann gibt es eben nicht mehr fünf Dieselvarianten, sondern nur noch zwei oder drei. So bleiben wir im Renditekorridor von acht bis zehn Prozent und können auch die großen Themen von morgen aus eigener Kraft stemmen. Das ist unser Ziel.
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