Italdesign will weitere Kleinserien wie den "GT –R 50 by Italdesign" für Nissan bauen, sieht sich aber nicht als Konkurrent der Autohersteller. Schwerpunkt der Aktivitäten der Audi-Tochter ist das Engineering.
Herr Astalosch, 2019 hat Italdesign mit einem Showcar, dem Elektro-Sportcoupé DaVInci, für Aufsehen gesorgt. Was für Neuheiten planen Sie in diesem Jahr?
Im Mittelpunkt wird der mit Nissan produzierte "GT-R 50 by Italdesign" stehen. Wir freuen uns, dass dieses erste gebaute Serienauto sehr nah am Show-Modell sein wird. Wir sind stolz, dass wir solche Autos bauen. Darüber hinaus werden wir auch unser hauseigenes Infotainment-System zeigen. Und es wird dieses Jahr noch einige Überraschungen geben.
Welche Bedeutung hat der GTR 50 für Italdesign?
Er ist ein sehr wichtiger Baustein in unserer Entwicklung. Wir haben mit dem Zerouno gezeigt, dass wir in der Lage sind, auch eigene Fahrzeuge zu bauen.
Es ist insofern auch ein wichtiges Marketing-Instrument für uns. Wir wollen aber kein Konkurrent für die Autobauer sein. Die Stückzahl ist mit maximal zehn Fahrzeugen sehr begrenzt. Der Nissan GT-R 50 ist nun das erste entstandene Serienprojekt und wird bis zu 50mal gebaut.
Italdesign gehört zur VW-Gruppe. Sie haben angekündigt, den Umsatzanteil mit externen Partnern deutlich erhöhen zu wollen. Wo stehen Sie dabei?
Italdesign ist 52 Jahre alt und hat auch eine lange Geschichte außerhalb des VW-Konzerns. Wir leben von einer Vielzahl von Projekten innerhalb der VW-Gruppe, zunehmend aber auch von Projekten außerhalb unserer Muttergesellschaft. Unsere Schwerpunkte sind das Design, Engineering und der Bau von Fahrzeugen. Der GT-R trägt dazu bei, den Anteil externer Partner zu erhöhen. Derzeit erwirtschaften wir rund 70 Prozent unseres Umsatzes mit der VW-Gruppe. In den nächsten zwei Jahren wollen wir die Hälfte unserer Erlöse mit externen Partnern erzielen.
Welche weiteren Projekte gibt es?
Wir haben eine Reihe von internen und externen Projekten. Und wir wollen zur Entwicklung weiterer exklusiver Fahrzeuge beitragen, die dann in Kleinstserien gebaut werden.
Wie teilt sich der Umsatz auf?
Etwa 5 Prozent kommen aus dem reinen Design-Geschäft. Den Löwenanteil steuert mit 60 Prozent das Engineering bei. Und die restlichen 35 Prozent stammen aus dem Bau von Prototypen und Kleinserien. Das teilt sich im Verhältnis 60:40 zwischen Prototypen und Kleinserien auf.
Wie hoch sind Ihre Produktionskapazitäten für Komplettfahrzeuge?
Wir können im Ein-Schicht-Betrieb etwa 250 Fahrzeuge pro Jahr bauen. Wir wollen diese Kapazität nicht ausbauen, denn ein höheres Volumen im Fahrzeugbau ist nicht unsere Kernkompetenz. Wir können aber zusammen mit Partnern aus unserem Netzwerk deutlich mehr Fahrzeuge produzieren. Unsere Partner sitzen in Europa und Nordamerika. Einige könnten sogar bis zu tausend Fahrzeuge herstellen. Darüber hinaus haben wir ein großes Lieferantennetzwerk in Norditalien, vor allem im Raum Turin, das Komponenten, Teile oder Karbonfasern liefert.
Wie hoch ist Ihr Investitionsvolumen und wie groß ist Italdesign heute?
Wir haben etwas mehr als tausend Mitarbeiter, 2019 etwa 13 Millionen Euro investiert und planen in diesem Jahr mit neun Millionen Euro. Dabei arbeiten wir auch eng zum Beispiel mit unseren Partnern FEV in Aachen zusammen. Unseren Umsatz darf ich noch nicht nennen, aber die Ertragslage für unsere Gesellschaft in Italien ist positiv.
Sie haben auch Projekte außerhalb des Automobilsektors und mit Faema eine Kaffeemaschine entwickelt sowie für die Stadt Turin ein Mobilitätskonzept. Warum machen Sie das?
Wir haben auch Projekte im Eisenbahnbereich und bei Helikoptern. Das hilft uns, anderes zu denken und zu lernen. Im Engineering beschäftigen wir uns mit allem, was rollt, beim Design mit allem, was zur Mobilität gehört. Das Projekt mit Faema und Lavazza ist auch ein bisschen Spielerei. Es geht für uns auch darum, neue Technologien einzusetzen und unsere Kunden besser zu verstehen.
Welche Rolle spielt für Sie das Thema Nachhaltigkeit?
Eine große. Wir arbeiten mit Partnern wie dem US-Start-up Nikola, der mit dem Nutzfahrzeughersteller Iveco bei Wasserstoffantrieben und batteriebetriebenen Nutzfahrzeugen kooperiert, zusammen an intelligent designten neuen Produkten. Und wir haben die Zahl unserer Elektrik- bzw. Elektronik-Fachkräfte von 25 auf 100 aufgestockt, um unser Know-how auf diesem Gebiet auszubauen. Wir kooperieren eng mit dem Aachener Entwicklungsdienstleister FEV, denn wir glauben, dass Innovationen im Fahrzeugbau durch Partnerschaften vorangetrieben werden.
Bei einem anderen Projekt, dem mit Airbus und Audi geplanten Flugtaxi Pop.Up Next, haben Sie einen Rückzieher gemacht! Warum?
Airbus hat sich nach dem Führungswechsel umorientiert. Wir haben daraufhin gemeinsam entschieden, das Projekt zu beenden.
Haben solche Lösungen eine Zukunft?
Ja, das Thema bleibt relevant. Wir arbeiten weiter daran. Damit lassen sich sicher nicht unsere Verkehrsproblem lösen. Aber drei bis fünf Prozent des Verkehrs in den Megastädten könnte in die Luft verlagert werden. Wir arbeiten weiter an diesem Thema.
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