Jetzt sind auch wir fortschrittlich. Zwar gibt es in Norwegen gerade mal 500 Kilometer Autobahn. Und überhaupt hilft vielerorts nur ein Boot und kein Auto weiter. Aber nun hat es sich gelohnt, dass BMW-Vertriebschef Ian Robertson nie müde wurde, die Elektro-Förderung in Norwegen zu lobpreisen. Jetzt haben es die deutschen Hersteller geschafft, die Kanzlerin zu überzeugen. Die Kaufprämie für Elektrofahrzeuge ist beschlossene Sache. Angela Merkel hat entschieden, gegen ihren Finanzminister und gegen große Teileihrer Fraktion. Dieses Mal teilt sogar Horst Seehofer ihre Meinung.
Ob jetzt der große Run auf E-Autos und Plug-in-Hybride auch hierzulande einsetzt, wird sich zeigen. Viele Ökonomen bezweifeln den Sinn dieser Subvention. Bosch glaubt nicht an eine nachhaltige Wirkung, und der ADAC ist der Meinung, dass sich für den Autofahrer eine Anschaffung derzeit trotz Förderung nicht rechnet.
Paradox ist diese Kaufprämie allemal. Denn jetzt werden der Diesel- und der Elektromotor gleichzeitig subventioniert. Toyota als Hybrid-Vorreiter hat zurzeit kein Fahrzeug im Angebot, für das es einen staatlichen Zuschuss gibt. Gleiches gilt für E-Auto-Pionier Elon Musk, dessen Teslas allesamt noch zu teuer sind. Und mit der Plug-in-Prämie von 3000 Euro werden jene Hybride gefördert, die ohnehin nur selten eine Steckdose sehen. Bei Renault bekommt der Käufer desElektroautos Zoe nicht 4000 Euro Kaufprämie, sondern sogar 5000 Euro. Das ist exakt der gleiche Betrag, den es auch schon vorher vom Importeur und Händler gab. Nur dass jetzt der Staat mithilft. Staatskonzerne wissen halt, wie man mit öffentlichen Geldern wirtschaftet.
Und dennoch werden sich viele freuen, vom Autohersteller bis hin zum Ladenetzbetreiber. Selbst Henning Kagermann wird wieder Spaß daran haben, die Nationale Plattform Elektromobilität nach vorn zu bringen. Nur der Steuerzahler muss ein bisschen leiden – und meine Tochter. Wie die Kinder in Norwegen bekommt sie jetzt täglich einen Löffel Lebertran.