Herr Stackmann, wie bewerten Sie die Vorwürfe des Händlerverbands?
Ich verstehe die Emotionen, die hier im Spiel sind. Die deutschen Handelspartner standen in letzter Zeit operativ enorm unter Druck. Hinzu kam der angeordnete Rückruf der Fahrzeuge, die ein Software-Update benötigten. Trotz allem müssen wir unter Partnern sachlich bleiben und uns unserer Verantwortung bewusst sein. Die öffentliche Wahrnehmung des Themas ist in Deutschland besonders stark. In Europa hingegen ist die Wahrnehmung eine ganz andere.Wie wollen sich die Parteien wieder zusammenraufen?
Wir sind in engem Kontakt mit dem Handel und unserem Vorstand. So sind wir auf den Partnerverband zugegangen und haben einen runden Tisch mit Handel, Markenbeirat, Financial Services und Hersteller zum Thema Gebrauchtwagen vorgeschlagen. Dort suchen wir gemeinsam nach Lösungen. Eine Eskalation nutzt niemandem. Zudem haben wir ja mit der Null-Prozent-Finanzierung für gebrauchte Euro-5-Fahrzeuge ein starkes Signal gesetzt.Die Händler haben Zukunftsangst. Wie stark wird das Netz in den kommenden Jahren schrumpfen?
Seit Jahren sehen wir eine Netz-Konsolidierung in vielen Ländern, auch in Deutschland. Ein Beibehalten des Status quo ist nicht zukunftsfähig und wäre fahrlässig. In Deutschland ist die Konsolidierung bislang noch verhalten verlaufen, wird sich aber beschleunigen. Klar ist: Wir brauchen ein starkes, zukunftsfähiges und profitables Händlernetz, daher wird es in fünf Jahren weniger Partner und weniger Standorte in Deutschland geben. Aber solche Verhandlungen sind immer individuell. Und der Handel wird auch dann noch die zentrale Schnittstelle zwischen Hersteller und Kunde sein.Was können Sie den Partnern anbieten?
Wir sehen aktuell deutliche Verbesserungen. Mit den neuen Modellen und auch mit der Umweltprämie kommt wieder Schwung ins Geschäft. Bis Ende September werden VW-Handelspartner 20.000 Bestellungen von Euro-6-Fahrzeugen über die Umweltprämie angenommen haben. Im Gegenzug werden 20.000 alte Diesel verschrottet. Vor allem der E-Golf wird stark nachgefragt. Es liegen über 800 Auftragseingänge vor, das sind viermal so viele wie im vergleichbaren Zeitraum ohne Umweltprämie. Zudem helfen wir ja bereits aktiv unseren Partnern mit den Null-Prozent-Zinsprogrammen für Euro 5 und Gebrauchtwagen, übrigens auch hier ohne Händlerbeteiligung.Warum gibt es neuerdings überhaupt eine Null-Prozent-Finanzierung für gebrauchte VW-Diesel?
Die Entscheidung war der Tatsache geschuldet, dass im Wahlkampf die öffentliche Debatte um Einfahrverbote immer größer wurde. Das führte zu Verunsicherung und Kaufzurückhaltung der Kunden bei Dieselfahrzeugen, übrigens bei allen Marken. Wir mussten uns schnell entscheiden. Denn das Ziel aller Marktteilnehmer ist, die Restwerte stabil zu halten, und das haben wir im Übrigen in den vergangenen zwei Jahren weitgehend hinbekommen.Was können Sie dem Händler – in Deutschland wie international – gegenwärtig bieten, um zu wachsen?
Wettbewerbsfähige Konditionen und neue Modelle, so beispielsweise mit dem neuen Arteon, Polo, T-Roc und Tiguan Allspace. Das gilt länderübergreifend: In Europa zum Beispiel steuern wir auf ein Rekordvolumenjahr zu, das wird vielleicht in der Deutschland-Thematik vergessen. Russland, Zentraleuropa, Skandinavien sind starke Wachstumstreiber. Auch Süd- und Nordamerika wachsen wieder. Für Deutschland, wo wir einen Vertrauensverlust erlitten haben, müssen wir uns noch mehr anstrengen. Volkswagen ist eines der Symbole dieses Landes. Dieses darf nicht nachhaltig beschädigt werden.Lesen Sie auch:
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