Herr Kröger, die Gebrauchtwagenplattform heycar ist Ende 2017 gestartet. Derzeit werden 270.000 Fahrzeuge von über 900 Händlergruppen gelistet. Wie viele sollen es Ende 2018 sein?
Wir wollen Marktführer im Premiumsegment der Gebrauchtwagen werden. Das bedeutet Qualität und Verlässlichkeit: jünger als acht Jahre und weniger als 150.000 Kilometer gelaufen. Dieser Markt umfasst etwa 500.000 Fahrzeuge, und unser Ziel für Ende 2018 war, 250.000 Fahrzeuge auf der Plattform zu haben. Wir liegen allerdings jetzt schon weit über Plan, was uns zeigt, dass die Händler auf diese Alternative im Markt gewartet haben. Unser Schwerpunkt liegt auf der Qualität. Die Kriterien dafür haben wir mit den Händlern gemeinsam definiert.
Heycar will den Platzhirschen Mobile und Autoscout24 Marktanteile abnehmen und sich als Plattform Nummer eins für höherwertige Gebrauchtwagen in Deutschland positionieren. Zur Zahl der Seitenbesuche macht heycar aber bisher keine Angaben.
Wir sind mit der Entwicklung der Seitenbesuche mehr als zufrieden und liegen allein im zweiten Quartal bereits mehr als 30 Prozent über Plan und tun auch weiterhin viel dafür, unsere Bekanntheit weiter zu steigern. Wir haben jetzt die zweite Offline-Werbekampagne gelauncht, das schafft Markenbekanntheit. Dennoch müssen wir durch unser Angebot überzeugen. Wir wollen beim Kunden das Gefühl hinterlassen, hier findest du das, was du anderswo nicht findest. Wir wollen durch Produktqualität überzeugen und durch Kundennähe auch neue Kunden gewinnen.
Momentan verzeichnen wir deutliche Steigerungen beim Anteil der direkten Besucher. Man darf ja nicht vergessen, dass unsere Wettbewerber 15 bis 20 Jahre Vorsprung haben. Deshalb müssen wir etwas dafür tun, dass unsere Botschaft bekannt wird. Nach dem ersten Spot hatten wir mehrere tausend Leute parallel auf unserer Plattform. Und: Die Leute kommen auch wieder, wenn keine Spots laufen, und sie bleiben länger, weil sie von der Botschaft angetan sind. Was Verweildauer und Absprungrate auf unserer Seite angeht, sind wir extrem zufrieden.Bis dato ist heycar kostenlos. Wann kommt das Preismodell und wie wird es aussehen?Unser Preismodell kommt im vierten Quartal 2018 – und es wird ein erfolgsabhängiges Bezahlmodell sein. Das ist eines der sichtbarsten Zeichen dafür, dass wir eine Partnerschaft mit den Händlern eingehen wollen. Wir knüpfen unseren Erfolg an den Erfolg der Händler. Es geht uns um Qualität. Wir wollen, dass uns die Händler als natürlichen Partner für ihr Gebrauchtwagengeschäft sehen. Premium-Listings wird es bei uns nicht geben, weil das den Markt verzerrt. Unser Kernvorteil ist ein faires Wettbewerbsumfeld, in dem die Autos mit adäquaten Preisen zur Geltung kommen.
Die etablierten Börsen bauen ihr Angebot aus. Wenig Begeisterung im Handel fand jüngst die Preisbewertung. Käme ein solches Feature auch für heycar in Frage?Preisbewertungen halten wir nicht für das richtige Mittel. Wir verfolgen einen anderen – partnerschaftlichen – Ansatz.Heycar will ausschließlich Gebrauchtfahrzeuge mit Garantie anbieten. Mit welchem Versicherungspartnern kooperieren Sie dabei? Garantiegeber sind die jeweiligen Hersteller oder der Händler. Wir haben mit den Händlern verbindliche Standards vereinbart, um Qualität und Service vor Ort sicherzustellen. Dazu gehören unter anderem geschultes Personal, Wartungs- und Inspektionsdienstleistungen, ein Beschwerdemanagement und eine endkundenfreundliche Fahrzeugpräsentation mit Anspruch auf eine Probefahrt. Dass sie ausschließlich Fahrzeuge mit Gebrauchtwagengarantie anbieten, gehört dazu.Welche Rolle spielen hier unabhängige Anbieter?Unabhängige Anbieter wie Car Garantie sind bisher nicht integriert.
Beim Start von heycar sagten Sie: „Jede Marke ist uns willkommen.“ Wie viele Marken sind mittlerweile auf der Plattform vertreten?Wir haben zurzeit 53 verschiedene Marken auf der Plattform. Und es kommen ständig neue dazu. Wir bemühen uns proaktiv um Markenvielfalt. Viele Händler melden sich auch von selbst bei uns.Wie entkräften Sie die Vermutung, dass VW mit heycar vor allem das eigene Gebrauchtwagen-Geschäft vor dem Hintergrund der Dieselkrise forcieren will?Eben dadurch, dass wir uns aktiv um andere Marken bemühen. Wir haben bewusst einen Multimarkenansatz gewählt, denn nicht alle Endkunden wissen von Anfang an, welche Marke sie kaufen werden. Unsere 100-Prozent-Mutter sind die Volkswagen Financial Services, aber wir führen Gespräche auch mit anderen Banken und Captives.Sprechen Sie auch mit Non Captives? Die sind ja für viele Händler Partner im Gebrauchtwagenbereich. Wir brauchen auch für Nicht-VW-Händler die jeweiligen Alternativen. Insofern würde ich Gespräche mit Non Captives nicht ausschließen, zumal diese Anbieter ja für einige Importmarken auch die Captive-Funktion übernehmen. Aber unser Fokus liegt auf Captives. Welche Banken auf unserem Portal vertreten sind, hängt letztendlich von unseren Händlern ab.Anders als bei der Konkurrenz gibt es bei heycar keine Werbung oder gekaufte Inserate. Wird das so bleiben? Gekaufte Inserate gibt es bei uns definitiv nicht und auch Werbung ist nicht geplant. Wir haben unser Angebot kundenzentriert aufgebaut und wollen es Besuchern so einfach wie möglich machen, ihr Wunschauto zu finden. Im Gegensatz zur Konkurrenz ist unser Auftrag nicht beendet, wenn der Kunde sich ein Fahrzeug ansieht. Bei uns ist der Verkauf entscheidend. Das ist ein wichtiger Unterschied. Deshalb macht Werbung auf der Seite wenig Sinn.Die Bekanntheit von heycar soll mit einer großen multimedialen Kampagne gepusht werden. Was ist geplant, und welches Budget steht dafür zur Verfügung? Ohne Zahlen zu nennen: Ein signifikanter Teil unseres Budgets ist für den Markenaufbau reserviert. Zur Kampagne gehören unter anderem TV-Spots zur Fußball-WM oder digitale Außenwerbung (Digital Out-of-Home), beispielsweise interaktive Bildschirme auf Bahnhöfen. Außerdem planen wir eine größere Offline-Marketingkampagne im Herbst.Lesen Sie auch:Finanzdienstleistungen: Wettbewerb im Gebrauchtwagengeschäft verschärft sich
Gebrauchtwagenplattform Heycar: Kein Fahrzeug ohne Garantie verkaufen
Im Datencenter: