8.30 Uhr, Interview-Termin bei Jaguar Land Rover (JLR) in Gaydon. Vorstandschef Ralf Speth hat an dem Morgen schon Testfahrten mit künftigen Modellen absolviert. Nun ist Speth bereit, über die Probleme im Haus zu sprechen. JLR muss sparen und zugleich investieren.
Herr Speth, nach fetten Jahren müssen Sie gerade viel Gegenwind aushalten. Welche Herausforderungen sind die größten in diesem Jahr – außer dem Brexit?
Die gesamte Automobilindustrie steht vor enormen Veränderungen, ob regulativ, wirtschaftlich, geopolitisch oder technologisch. All das muss finanziert werden. Wir arbeiten längst daran. Seit 2018 läuft das auf Profit und Cash fokussierte Verbesserungsprogramm "Charge". Wir reduzieren Investitionen und Aufwendungen, nehmen Komplexität heraus und straffen in vielen Bereichen. Wir packen überall da an, wo man die Wirtschaftlichkeit kurzfristig verbessern kann. Darüber hinaus setzten wir zusätzlich das Programm "Accelerate" zur systemischen und strategischen Effizienzsteigerung um.
Hinzu kommt der Jobabbau.
Das ist das Schwierigste. Auch deshalb haben wir frühzeitig damit begonnen. 2018/2019 trennten wir uns von 2500 Zeitarbeitskräften, und zu Beginn des Jahres starteten wir ein freiwilliges Abfindungsprogramm, das von 2500 Mitarbeitern angenommen wurde. Diese Maßnahmen waren bis Ende März abgeschlossen, sodass wir das neue Fiskaljahr ab 1. April mit einer schlankeren Organisation beginnen konnten. Wir wissen genau, was wir tun.
Die Kosteneinsparungen sollen sich nach unseren Informationen auf 2,5 Milliarden Euro belaufen…
Das ist eine interessante Zahl. Wir sind "on Track".
Das klingt nach "mindestens"…
Ja, mindestens. Gehen Sie davon aus, dass wir ambitionierte Ziele setzen.
Was ist denn das Problem in dieser Situation?
Erstens investieren wir enorm in ACES, das heißt autonomes Fahren, Vernetzung, Elektrifizierung und geteilte Mobilität. Zweitens erneuern und erweitern wir unser Produktportfolio. Drittens optimieren wir alle Verbrennungsmotoren, um auch künftig herausragende Produkte für unsere Kunden bieten zu können. Vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen ist das nicht einfach. Wir hätten uns das auch anders gewünscht.