Herbert Diess will VW wappnen für die tief greifende Transformation, vor der die gesamte Fahrzeugbranche steht. In der E-Mobilität soll VW zur Benchmark werden, bei der Vernetzung zügig aufschließen zum Wettbewerb. Für Deutschland peilt der VW-Markenchef mehr Ertrag im Handel an, in China den Erhalt der Marktführerschaft. Diess weiß: „Die Zeit drängt.“
Herr Diess, Sie führen das Wolfsburger Hauptlabel VW Pkw nach eigener Darstellung in „neuer Mission“. Welche Eckpfeiler tragen den „größten Veränderungsprozess in der Geschichte der Marke“?
Unsere Industrie wandelt sich zurzeit grundlegend. In diesem Umfeld haben wir unsere Zukunftsstrategie „Transform 2025+“ erarbeitet. Damit richten wir Volkswagen neu aus, schaffen die technologischen Voraussetzungen für den Wandel und für nachhaltig profitable Ergebnisse. Unser Ziel ist es, den Umbruch inunserer Branche an vorderster Stelle mitzugestalten. Digitalisierung, die Vernetzung der Automobile mit dem Internet, E-Mobilität und zukünftig autonomes Fahren sind hier die wichtigen Stichworte. Dazu kommen neue Spieler, neue Wettbewerber, die einige der Themen, die das neue Auto auszeichnen, heute noch besser können als wir. Eines ist klar: Die Zeit drängt, denn jetzt werden die Karten neu gemischt. Unsere Aufgabe: Volkswagen fit zu machen für diesen epochalen Umbruch.
Mit Ihrer Langfristplanung „Transform 2025+“ soll VW erheblich ertragsstärker werden, effizienter, internationaler. Ist das traditionsbewusste Unternehmen bereit für ein so umfassendes Megaprojekt?
Ja. Wir haben uns auf den Weg gemacht. Dennoch gebe ich Ihnen recht – VW als ein großes, zentral ausgerichtetes und vielfach bürokratisches Unternehmen hat noch eine lange Strecke vor sich. Der Start ist gelungen, jetzt kommt es darauf an, dynamisch weiterzumachen.
Ob E-Mobilität, Digitalisierung oder autonomes Fahren – die Autobranche wandelt sich in einem rasanten Tempo. Welcher Treiber ist der stärkste für VW Pkw?
Die größte Herausforderung ist wahrscheinlich die Vernetzung mit dem Internet, echte Konnektivität. Das Auto richtig als Knoten im Internet zu etablieren – da haben wir den größten Nachholbedarf gegenüber neuen Konkurrenten, die eher aus der IT-Branche und der Online-Welt kommen. Beim autonomen Fahren sind wir mit unseren bestehenden Baukästen im Volumensegment ganz vorn mit dabei. Und in der Elektromobilität setzen wir alles daran, dass der neue Standard von Volkswagen kommt. Der MEB, unsere neue Elektroarchitektur, ist extrem leistungsfähig und universell einsetzbar. Damit werden wir die neue Generation von Volkswagens E-Fahrzeugen weltweit schnell etablieren. Wie kaum ein anderes Unternehmen profitieren wir dabei von unserem internationalen Werkever-bund und unserer starken Marktpräsenz – unter anderem in China.
Sie wollen VW bis 2025 zum Weltmarktführer in der E-Mobilität machen. Was wird derweil aus dem Benziner, wohin fährt der Diesel?
Benziner und Diesel bleiben im Antriebsportfolio unverzichtbar. Daher investieren wir stark in beide Technologien, um sie effizienter und umweltfreundlicher zu machen. Für kleinere und kompakte Fahrzeuge bietet der Benzinmotor das beste Verhältnis von Kosten und Nutzen. Der neue Golf etwa wird eine Mild-Hybridisierung erhalten. Der Diesel bleibt für größere Autos und große Distanzen der effizienteste Antrieb. Zurzeit arbeiten wir hier an einer vollständig neuen Generation. Keine Frage: Die Selbstzünder bleiben wichtig für uns.