Die E-Auto-Manufaktur e.GO Mobile ist euphorisch gestartet, kämpft nun aber mit Qualitäts- und Produktionsproblemen. Vorstandschef Günther Schuh nimmt im Automobilwoche-Interview Stellung.
Herr Schuh, Kunden treten vom Kaufvertrag zurück, es gibt kaum Auslieferungen – was ist los bei e.GO?
Wir haben ein paar harte Monate hinter uns und liegen vier Monate hinter dem Zeitplan. Wir haben am e.GO Life einige Veränderungen vorgenommen, zum Beispiel im Cockpit und an der Batterie. Das hat bei den Zulieferern den Wechsel auf die Serienwerkzeuge verzögert, was jetzt bei uns einen flacheren Hochlauf verursacht.
Was haben Sie als Professor für Produktionstechnologie unterschätzt?
Bei Unterwassertests der Batteriewannen gab es bei einem von fünf Tests einen minimalen Eintritt von Feuchtigkeit. Daraufhin haben wir an der Wanne noch etwas geändert, was den Wechsel auf die Serienwanne verzögert. Wir können daher unsere Produktion erst ab Oktober auf 50 Fahrzeuge pro Woche und ab Januar auf 125 Fahrzeuge pro Woche erhöhen.
Wie viele Vorbestellungen gibt es und wie viele Fahrzeuge können Sie tatsächlich ausliefern?
Wir haben die Bestellnummer 4500 überschritten, lassen aber Rücktritte aus beliebigen Gründen zu und sind daher weiter bei rund 3500 aktiven Bestellungen. Bis zum Jahresende wollen wir etwa 600 Fahrzeuge ausliefern.
Reift bei e.GO das Auto beim Kunden?
Nein, das Auto ist ausgereift. Aber wir bieten dennoch über den ganzen Lebenszyklus des Autos Updates an, die zum Teil gratis bei Wartungen gemacht werden, zum Teil auch kostenpflichtig sein werden.
Sie hatten zum Start eine Batterie mit 24 kWh versprochen, jetzt sind es nur noch 21 kWh.
Zur Verlängerung der Lebensdauer der Batterie haben wir uns vorerst zu einer gewissen Leistungsreduktion entschlossen. Wir wollen erst noch mehr lernen, wie die Beanspruchung beim Kunden wirklich ist, damit wir in jedem Fall sicher sind, dass der Akku die versprochenen acht Jahre hält.
Was bringt die neue Kooperation mit VW?
Der vereinbarte Bau eines VW-Fun-Cars verschafft uns eine Grundlast. Noch mehr profitieren wir von der Einkaufspower von VW. Ein E-Kleinwagen wie der e.GO Life 60 könnte in unserer Bauweise in der Herstellung deutlich unter 14.000 Euro kosten. Wir haben jedoch einen Einkaufsnachteil von etwa 5000 Euro. Durch die Verbindung mit VW wird dieser deutlich schrumpfen. Für VW ist interessant, dass wir diese Kosten schon bei kleinen Stückzahlen erreichen, wodurch emotionale Kleinserienfahrzeuge profitabel werden können.
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