Herr Beaujean, wie geht es Ihrer Branche?
Mittel bis gut. Gut in den Bereichen, in denen Gesetzesnovellen einen Austausch der Geräte notwendig machen, also der Prüfung von Scheinwerfereinstellung, Bremswirkung und Abgas. Hier laufen Fristen aus, und typischerweise kumuliert der Bedarf dann. Eine Belebung gibt es zudem im Bereich Klimaservice, da die Hängepartie beim Thema Kältemittel endlich abgeschlossen ist.Wo läuft es nicht so gut?
Stagnation gibt es in den Bereichen Reifen und Achsenmessung sowie Absauganlagen und allem, was dazugehört. Rückläufig ist glücklicherweise kein Bereich. Dazu dürfte auch beitragen, dass weniger Werkstätten aus dem Markt ausscheiden als erwartet beziehungsweise die Ausscheider durch Neugründungen ersetzt werden.Ihre Erwartung für das nächste Jahr?
Wir hoffen, dass es auf dem Niveau der vergangenen zwei Jahre weitergeht. Was uns allerdings Sorgen macht, ist die politische Großwetterlage. Mit Russland ist ein wichtiger Markt bereits praktisch komplett weggebrochen. Beim Brexit wissen wir noch nicht, was genau auf uns zukommt. Aber Großbritannien ist ein wichtiger Markt, der kaum eigene Ausrüster hat.China spielt für die Prognose keine wichtige Rolle?
Der Markt ist nach wie vor wichtig, aber auch dort hängen die Trauben nicht mehr so niedrig wie früher.Ist China mehr attraktiver Absatzmarkt oder Quelle billiger Konkurrenz?
Zweiteres. Das ist eine der Hauptsorgen unserer Branche. Insbesondere bei Produkten, bei denen viel Stahl verbaut ist. Die Straßenpreise für Ausrüstung aus China entsprechen fast unseren Herstellungskosten, sodass wir beginnen, von Dumping zu sprechen. Die Qualität ist allerdings auch dementsprechend niedriger. Das sieht man den Produkten auch an. Aber der Kunde hat ja nur in den seltensten Fällen einen direkten Vergleich.Sie sprechen von Dumping: Muss die Politik tätig werden?
Ja. Die existierenden Strafzölle dürfen nicht wegfallen, sondern müssten eher verschärft werden.Wie viel machen die Strafzölle aus?
Diese sind nicht unerheblich. Ohne die Zölle läge man unter unseren Herstellkosten. Wie die chinesischen Hersteller das machen, ist uns nicht klar. Wir könnten das schon alleine von den Einkaufspreisen der Stähle nicht darstellen.Das ist wahrscheinlich beim Export nach China eine massive Hürde.
Ja. Unsere Produkte sind bisher den Autoherstellern nach China gefolgt. Aber da gibt es inzwischen eine Sättigung. Und bei freien Werkstätten haben wir keine Chance.Die Geräte werden immer intelligenter – muss der Mechatroniker dafür besser ausgebildet werden oder nimmt ihm das Gerät das ab?
Sowohl als auch. Das Gerät kann immer mehr und schlägt beispielsweise Lösungen vor. Aber der Mechatroniker muss auch immer mehr Themenfelder bewältigen – beispielsweise beim Infotainment. Ich erwarte daher, dass es in der Ausbildung auf Dauer noch mehr Spezialisierung geben wird.Was ist für den Erfolg eines Ausrüsters wichtiger – Stahlbau oder Software?
Das ist von Produkt zu Produkt sehr unterschiedlich, aber die Bedeutung der Software nimmt stetig zu. Gerade die intuitive Bedienung wird immer wichtiger, das erwarten die Kunden.Sie sind seit einem halben Jahr an der ASA-Spitze, was sind die dringlichsten Aufgaben?
Wir müssen uns auf die Zukunft einstellen, denn zurzeit gibt es – getrieben von der technischen Entwicklung – viel Bewegung im Markt. Wir müssen dafür auch unsere Strukturen als ASA überdenken. Die Themenvielfalt ist inzwischen so groß, dass das kaum noch zu leisten ist.Was heißt das konkret?
Wir müssen uns entscheiden, ob wir uns stärker auf die wichtigsten Themen konzentrieren oder ob wir weiterhin alles leisten wollen. Dann erreichen wir aber die Grenzen dessen, was mit ehrenamtlicher Tätigkeit machbar ist, und müssen darüber nachdenken, hauptamtliches Personal einzustellen, was aber natürlich Kosten bedeuten würde. Das wollen wir jetzt mit einer recht umfangreichen Mitgliederbefragung herausfinden.