Wiesmann meldet sich mit Roadster zurück

Friedhelm Wiesmann ist wieder im Autogeschäft aktiv. Gemeinsam mit Harald Käs und dessen Sohn Michael gründete der 67-Jährige 2020 die Boldmen GmbH. Noch in diesem Sommer soll der erste Boldmen CR 4 aus der Produktionshalle im bayrischen Welden rollen. Der Roadster wird, wie alle zukünftigen Modelle der Manufaktur, ein handgefertigtes Einzelstück nach individuellen Wünschen des Kunden sein.

Der Markenname Boldmen deutet darauf hin, dass sich die Autos an "kühne Männer" richten. Die Bezeichnung könnte die für die Firmengründer kaum treffender sein. Die Automobilbranche ist auf die Transformation zur Elektromobilität fixiert. Boldmen indessen setzt auf den klassischen Verbrennungsmotor. Zum Einsatz kommt beim Zweisitzer mit klassischem Stoffverdeck ein Dreiliter-Sechszylinder mit 408 PS (300 kW).

Wie das Triebwerk ist auch das Achtgang-Steptronic-Sportgetriebe eine BMW-Entwicklung. Die Karosserie wird grundsätzlich aus Carbon gefertigt. Dafür stehe, so Wiesmann, das C in der Bezeichnung CR 4, das R für Roadster und die 4 für die Leistungsklasse von 400 PS.

Noch bevor es Fotos oder sonstiges Anschauungsmaterial gab, bestellten elf Kunden den Boldmen CR 4. Wiesmann verweist auf die exklusive Sonderedition "First Thirty 01/30 bis 30/30". Die Preise für den CR 4 starten bei knapp 185.000 Euro. Außer dem Firmensitz in Welden bei Augsburg gibt es zurzeit drei Boldmen-Händler in Bochum, Hamburg und Leipzig. Gespräche mit weiteren Interessenten laufen. Noch in diesem Jahr sollen 20 Autos gefertigt werden, auf 80 Einheiten will Wiesmann die Produktion 2022 hochfahren. In der Spitze ist eine Kapazität von etwa 120 Autos machbar. Die Anzahl der Mitarbeiter soll dann von derzeit acht auf 30 wachsen – 15 davon in der Produktion.

Über ein Vierteljahrhundert hatten sich Martin und Friedhelm Wiesmann im Automobilbau einen Namen gemacht. 1988 gründeten sie in Dülmen ihr eigenes Unternehmen. Mit Coupés und Roadstern gelang es den Brüdern, weit über die Grenzen Europas Erfolg zu haben.

Doch 2014, Friedhelm Wiesmann hatte bereits 2011 die Gesellschaft verlassen, ging die Autoschmiede in die Insolvenz. "Es wurde an die Wand gefahren", sagt Wiesmann. Die Firma wurde wenig später inklusive der Markenrechte veräußert. Jetzt will Wiesmann, der zwischenzeitlich eine Consulting-Firma gegründet hatte, mit Vater und Sohn Käs an alte Erfolge anknüpfen.

Harald Käs, Jahrgang 1964, führt ein Unternehmen im IT- und Kommunikationsbereich, das er selbst gegründet und aufgebaut hat. Sohn Michael (32) legte bereits als 19-Jähriger die Kfz-Meisterprüfung ab, arbeitete anschließend bei Ruf Automobile im Karosseriebau und bei Alpina in der Motorenentwicklung sowie im Rennteam. Wiesmann: "Gemeinsam haben Harald und Michael Käs ihre Kompetenz im Automobilbau und der Verarbeitung von Carbon beim Pilotprojekt Everytimer 02 in Anlehnung an das BMW 02 Cabriolet unter Beweis gestellt."

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