„Make Volkswagen great again!“ Offiziell haben die Wolfsburger diese Direktive im Trump-Stil natürlich nie verlautbaren lassen. Doch nach dem Diesel-Debakel musste dies das Ziel sein. Vor allem für Hinrich Woebcken.Seit Anfang 2016 leitet der 56-Jährige Volkswagen of America. Woebcken, Nachfolger von Michael Horn, der wegen des Selbstzünder-Skandals gehen musste, hat einen schwierigen Job angetreten.
Er muss nicht nur das Diesel-Desaster bewältigen, sondern auch die Fehlplanungen in der Produktpalette korrigieren. Die Zentrale in Wolfsburg gewährte der US-Tochter unter dem früheren Vorstandschef Martin Winterkorn zu wenig Mitspracherecht. Jetzt ist VW dabei, den Vertrieb zu dezentralisieren. Woebcken wird bei neuen Modellen für seinen Markt nun mit einbezogen und kann selbstständig das Händlernetz gestalten.
Die Neuausrichtung trägt bereits erste Früchte. Im Jahr 2017 wuchs Volkswagen of America (652 Händler, 45.000 Beschäftigte) um fast zehn Prozent. Woebcken: „Wir haben die Talsohle bereits im Sommer 2016 durchfahren, nach nicht einmal einem Jahr.“ Mit rund 350.000 Neuzulassungen ist VW in den USA fast wieder auf dem Niveau, das man vor dem Dieselskandal erreicht hatte. Und das ganz ohne Dieselmodelle, die komplett vom Markt genommen wurden. Dabei machten sie zuvor knapp 25 Prozent aus.
Dennoch fährt Volkswagen in der Statistik unter „ferner liefen“. „In den USA sind wir ein Nischenanbieter“, sagt Markenvorstand Herbert Diess. „Unsere Modelloffensive zielt darauf ab, dass wir die Position eines relevanten Volumenanbieters mit einem Marktanteil von etwa fünf Prozent erreichen.“ 2020 soll dieses Ziel erreicht werden.
Schub brachte unter anderem der im Sommer 2017 eingeführte Atlas. Mehr als 20.000 Exemplare des Fünfmeter-SUV wurden ausgeliefert. Auch der Tiguan kommt an. Guter Dinge sind die VW-Manager auch beim Jetta. Die Kompaktlimousine ist mit jährlich über 100.000 Einheiten der Bestseller der Marke. Die Neuauflage feiert nun Premiere auf der Detroit Auto Show. Später im Jahr folgt der neue Passat. Aus Deutschland kommt noch der Arteon hinzu. Für 2019 stehen der Atlas als Coupé und ein kleines SUV unterhalb des Tiguan auf dem Programm.