Wie Städte intelligent werden

Bis zum Jahr 2050 werden laut UN-Prognose mehr als sechs Milliarden Menschen in den Städten leben, das entspricht 70 Prozent der Erdbevölkerung. Sie verbrauchen rund 75 Prozent des weltweiten Energiebedarfs. Um nicht im Verkehrschaos und schlechter Luft zu versinken, müssen die Städte bei Umwelt, Energie und Sicherheit deshalb auf Effizienz getrimmt werden.

Dafür brauchen sie Partner aus der Industrie, wie das Beispiel Hamburg zeigt. Hier haben die Autohersteller VW, BMW und Daimler der Stadt ihre Dienste angeboten, um intelligente Mobilitätskonzepte zu erproben. „Hamburg soll auf modernste, ökologischste und innovativste Weise eine Modellstadt für intelligenten Verkehr werden“, sagt Bürgermeister Olaf Scholz.

VW-Chef Matthias Müller hat dazu bereits konkrete Vorstellungen: Noch vor dem Aufwachen gleicht das eigene Fahrzeug die Daten des Terminkalenders mit der aktuellen Verkehrslage ab. Das Smartphone informiert darüber, wann der beste Zeitpunkt zum Losfahren ist, um pünktlich und staufrei im Büro anzukommen. Unterwegs passt das – selbstverständlich emissionsfreie – Elektrofahrzeug seine Geschwindigkeit flexibel an. Sobald das Bürogebäude erreicht ist, sucht sich das Auto selbstständig einen Parkplatz und lädt dort induktiv wieder auf.

Auch BMW und Daimler sind im Boot, wollen ihre Carsharing-Flotten möglichst bald voll elektrifizieren. Mit Moovel bietet Daimler zudem eine App an, mit der sich Verkehrsmittel kombinieren und bequem per Smartphone bezahlen lassen.

Der Bosch-Konzern, weltweit nach eigenen Angaben in 14 Leitprojekten engagiert, stellt in Hamburg intelligente Kameras zur Verfügung, die den Verkehr überwachen, Unfälle melden und gleich mögliche Ausweichrouten vorschlagen können. Zudem sei man in Gesprächen mit der Stadt zu einem neuen Projekt am Hamburger Hafen.

Dort ist auch der IT-Konzern Cisco tätig, vernetzt Schiffe mit Straßen, Brücken und Beleuchtung. So geht die Straßenbeleuchtung beispielsweise nur dann an, wenn sich ein Auto nähert. Virtuelle Bürgerterminals in Einkaufszentren sollen die Verwaltung schneller machen.

Für Simon Wollenberg, Smart-City-Experte der Beraterfirma KPMG, ist das Engagement vieler Firmen bei der Vernetzung aber nicht nur Segen. „Die Städte selbst sind so mehr Empfänger als Lenker der Entwicklung.“ Um dies zu vermeiden, sei die organisatorische Umsetzung des Konzepts von der intelligenten Stadt am wichtigsten. Oft werde dies durch konkurrierende Zuständigkeiten ausgebremst. Deshalb seien Planstellen mit übergreifenden Kompetenzen sinnvoll.

Die Unternehmen versprechen sich von ihren Lösungen jedenfalls gute Geschäfte. Bosch rechnet damit, dass der Smart-City-Markt bis 2020 um jährlich knapp 20 Prozent auf 700 Milliarden Euro wächst.

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