Die Belchenstraße in Ostfildern bei Stuttgart ist Vorstadtidylle pur: gepflegte Gärten, hübsche Häuser und jede Menge Garagen. Was sofort ins Auge fällt, sind die vielen Elektroautos. Vor jedem zweiten der 20 Eigenheime parkt ein Stromer – vom Renault Zoe über den BMW i3 bis zum Tesla Model S.
Das Energieunternehmen EnBW hat über seine Tochter Netze BW die Bewohner mit E-Autos ausgestattet und mehr als anderthalb Jahre lang getestet, wie sich deren Laden auf das Stromnetz in der sogenannten E-Mobility-Allee auswirkt. „Echte Erfahrungen macht man nur in der Praxis“, sagt Netze-BW-Chef Christoph Müller zu den Gründen für den Versuch, der eine halbe Million Euro gekostet hat.
Der Standort wurde nicht zufällig gewählt. Denn in Vororten wie Ostfildern erwartet der Energieversorger den Start der Elektro-Revolution. Die dortigen Bewohner pendeln oft in die nahe gelegene Landeshauptstadt oder in die Metropolregion. Dabei legen sie Strecken zwischen 20 und 75 Kilometer zurück. Zudem fällt der Umstieg leichter, wenn an der heimischen Garage eine Lademöglichkeit besteht. Neben den zehn Elektroautos hat Netze BW den Bewohnern auch Wallboxen mit bis zu 22kW Ladeleistung zur Verfügung gestellt.
Für die Nutzer hat sich die Elektromobilität im Alltag bewährt. Vor allem die Reichweitenangst ist inzwischen kein Thema mehr. „Vieles, was am Stammtisch gesprochen wird, stimmt nicht“, sagt Norbert Simianer. Der ehemalige Schulrektor hat seinen Renault Zoe recht schnell nur noch nach Bedarf getankt und ist auch dann losgefahren, wenn die Batterie nicht ganz voll war. „Wenn man gut plant, dann reicht es auch für längere Strecken“, sagt Simianer. Mit dem Stromnetz im Haus habe es ebenfalls keine Probleme gegeben. Ganz überzeugt ist er dennoch nicht. "Nur wenn der Preis niedriger wäre, würde ich ein E-Auto kaufen."