Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire erklärte bereits, eine noch unter Ghosn angedachte Fusion beider Konzerne werde es nicht geben. „Das Thema liegt nicht auf dem Tisch. Auf dem Tisch liegt heute die Governance bei Renault.“
Auf der anderen Seite wird bei Nissan eine Re-Japanisierung deutlich. Zwar hat Vorstandschef Saikawa bereits angekündigt, mittelfristig aus Altersgründen ausscheiden zu wollen. Doch die Rolle des Juniorpartners akzeptiert Nissan nicht mehr.
„Einige Personen streben eine Verselbstständigung des Unternehmens an“, urteilt Frank Schwope, Analyst bei der NordLB. Er hält den Weg für riskant: „Freilich würde dies schwer auf der Allianz und der Profitabilität sowohl von Renault als auch von Nissan lasten. Die Verzahnung der Unternehmen ist schon recht weit fortgeschritten, eine Stand-Alone-Lösung wäre für beide Seiten sehr kostspielig.“ Schwope rät zum Ausstieg aus der Renault-Aktie.
Zu einem Teil hängt das Schicksal der Allianz auch von den imRaum stehenden Anschuldigungen gegen Ghosn mit seinem verwinkelt aufgebauten Allianz-Konstrukt ab. Um Licht in das Dunkel zu bringen, haben Renault und Nissan das französische Wirtschaftsprüfungsunternehmen Mazars damit beauftragt, RNBV unter die Lupe zunehmen. Im Raum steht der Verdacht, dass Ghosn RNBV für private Zwecke missbraucht und somit Unterschlagung betrieben habe. Unter anderem soll Ghosn private Spekulationsverluste auf die Allianz übertragen haben.
An der Spitze der Allianz-Organisation stehen allerdings weiterhin die amtierenden Chefs der beiden Autobauer: Für Nissan ist dies Saikawa, für Renault der designierte Generaldirektor Bolloré sowie Mouna Sepehri, Büroleiterin des bisherigen Renault-Chefs Ghosn.
Welche Rolle und welches Wissen die Vertraute Ghosns hatte und hat, ist in Frankreich Gegenstand vieler Spekulationen. Ein Renault-Sprecher dementierte energisch, dass Sepehri kurz davorstehe, das Unternehmen zu verlassen. Fest steht: Der Wirtschaftskrimi rund um Carlos Ghosn und sein Imperium ist noch lange nicht zu Ende erzählt.
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