Wenn Tausende Taxifahrer streiken, steckt oft eines dahinter: die Angst vor Uber. Das Start-up aus dem Silicon Valley vereint Erfindergeist mit Digitalisierung und einem Schuss Provokation.
Die Idee, die Uber-Gründer Travis Kalanick 2009 hatte, war dabei einzigartig: Er erfand eine digitale Plattform, die über einen intelligenten Algorithmus Fahrer und Passagier zusammenbringt. So können Nutzer in Echtzeit über die App ihren Standort und ihr Ziel angeben. Ein Fahrer, der gerade in der Nähe ist und Zeit hat, nimmt den Auftrag an und sammelt den Passagier ein. Gezahlt wird per App.
Kalanicks Idee war zudem, dass jeder über Uber Fahrten anbieten kann, der ein eigenes Auto hat. Von diesem Ansatz fühlt sich die Taxibranche in ihrer Existenz bedroht. Bis heute hat Kalanicks Nachfolger Dara Khosrowshahi damit zu tun, aufgebrachte Taxifahrer zu besänftigen. In vielen europäischen Ländern, auch in Deutschland, ist das Personenbeförderungsgesetz auf der Seite der Taxifahrer. Laut Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer soll das Gesetz geändert und Uber bald legitimiert werden.
Der Streit mit der Taxibranche ist nicht die einzige Baustelle von Khosrowshahi. Als er 2017 Chef von Uber wurde, musste er den Konzern beruhigen. Sein Vorgänger Kalanick stand wegen einer Reihe von Skandalen mächtig in der Kritik. Die Spitze des Eisbergs waren Vorwürfe wegen sexueller Belästigung und Diskriminierung. Kalanick war nicht mehr tragbar.
Mit Khosrowshahi hingegen kehrte Ruhe ein und er schaffte es, Uber sogar durch die nächste Krise zu lenken: 2018 verunglückte eine Fußgängerin in Tempe, Arizona, tödlich, weil sie von einem selbstfahrenden Uber-Fahrzeug angefahren wurde und der Sicherheitsfahrer abgelenkt war.
2019 ging es weiter mit den schlechten Nachrichten: Uber ist zwar nun endlich an der Börse notiert, doch die Aktie floppte zum Start. Zudem teilte Uber der Börsenaufsicht SEC mit, man werde es angesichts steigender Kosten womöglich nie schaffen, in die schwarzen Zahlen zu kommen. Dennoch ist Uber an der Börse 70 Milliarden Dollar wert – und damit mehr wert als viele klassische Autohersteller. Die wiederum eifern Uber nach: Volkswagen hat mit Moia eine solche Plattform gegründet und Daimler und BMW legen derzeit ihre Plattformen myTaxi, CleverTaxi, Kapten und Beat zur Plattform Free-Now zusammen, die nach dem Uber-Prinzip funktionieren soll.
Für alle jedoch leuchtet am Horizont das Geschäftsmodell, dass eines Tages Ridesharing-Dienste autonom angeboten werden können. Das Fahrzeug fährt ohne Fahrer vor. So sparen sich die Unternehmen die Fahrerkosten und können noch gewinnorientierter agieren.
Aus diesem Grund arbeitet auch Uber intensiv mit Volvo an der Forschung des autonomen Fahrens. Kürzlich erst haben beide Firmen selbstfahrendes und serienreifes Fahrzeug mit selbstfahrender Uber-Technologie präsentiert. Dieses Fahrzeug basiert auf dem Basismodell Volvo XC 90 mit den wichtigsten hauseigenen Sicherheitsfunktionen von Volvo. Uber hat hier jedoch sein eigens entwickeltes Selbstfahrsystem integriert. Dadurch sollen diese Fahrzeuge, sobald alle rechtlichen Fragen geklärt sind, im Uber Netzwerk eingesetzt werden. Denn Uber arbeiten massiv daran, seinen Dienst zu einer autonomen Mitfahrzentrale auszubauen.
Über die Serie 100 Digital Leaders Automotive:
Hier stellt die Redaktion der Automobilwoche mit Unterstützung der Unternehmensberatung PwC insgesamt 100 Top-Unternehmen vor, die bei Digitalisierung der Automobilbranche eine führende Rolle spielen.
Dieser Artikel ist Teil der vierten Folge, in der Unternehmen präsentiert werden, die bei neuen Mobilitätsdiensten die Nase vorn haben.
Zur Gesamtübersicht aller 100 Unternehmen (wird fortlaufend ergänzt): automobilwoche.de/100digitalleaders