Wie Audi mit Artemis zur Jagd auf Tesla bläst

Plan und Vorgaben sind von Anfang an ehrgeizig: In Rekordzeit soll das Projekt Artemis von Audi ein völlig neuartiges Elektromodell auf die Straße bringen, das wegweisende Bedeutung für den gesamten VW-Konzern hat. Schnell und unbürokratisch und abseits der etablierten Strukturen.

Das hatte Audi-Chef Markus Duesmann dem neuen Team um Alex Hitzinger von Beginn an mit auf den Weg gegeben. Schon in diesem Jahr soll das erst vor acht Monaten gestartete Projekt die erste Vision des künftigen Autos präsentieren. 2024 soll es dann in Serie gehen. Und nicht nur ein Modell, sondern gleich drei: ein Audi, ein Porsche und ein Bentley.

Der Name Artemis, die griechische Göttin der Jagd, ist dabei kein Zufall. Mit Artemis wollen Audi und der gesamte VW-Konzern Jagd machen, und zwar auf Tesla. "Wir versuchen, sehr schnell sehr nah an Tesla heranzukommen", sagt VW-Chef Herbert Diess. Genau mit dieser Zielsetzung hatte er den neuen Audi-Chef Duesmann mit dem Projekt beauftragt. Quasi als erste Amtshandlung nach seinem Antritt im April startete Duesmann die ersten Workshops für das Projekt. Im Juni holte er dann Hitzinger als Projektleiter nach Ingolstadt.

Dass die Wahl auf den 49-Jährigen fiel, der damals bei VW Nutzfahrzeuge die Entwicklung des autonomen Fahrens leitete, ist kein Zufall. Denn Hitzinger kommt wie Duesmann aus dem Motorsport. Diese Erfahrungen soll er nun bei Artemis einbringen und eine kleine, schlagkräftige Truppe aufbauen.

"Als schlanker Projekt-Inkubator wird Artemis uns dabei helfen, schnell und agil hoch effiziente E-Modelle an den Start zu bringen", sagt Duesmann. Dabei geht es nicht nur darum, ein neues Fahrzeug zu entwickeln. Artemis soll die gesamte Fahrzeugentwicklung revolutionieren und "eine Blaupause für die künftige, agile Entwicklung liefern", die dann konzernweit umgesetzt werden kann. Und zusätzlich entwirft Artemis ein Ökosystem rund um das E-Modell. Selbst über ein eigenes Ladenetz wird nachgedacht.

Damit Artemis wirklich fernab der Konzernstrukturen arbeiten kann, wurde das Projekt im November als GmbH ausgegründet, mit Hitzinger als Geschäftsführer und Duesmann als Aufsichtsratschef. Und auch räumlich wurde eine Trennung vollzogen: Artemis sitzt zwar in Ingolstadt, aber in eigenen Räumen außerhalb des Werks. Ein weiteres Büro wurde in München eröffnet. Das Team befindet sich noch im Aufbau. Am Ende könnten es 200 bis 250 Mitarbeiter werden.

Gebaut werden sollen die Artemis-Modelle dann ab 2024 bei VW Nutzfahrzeuge in Hannover. Dass dies die alte Wirkungsstätte von Hitzinger ist, sei aber reiner Zufall, heißt es im Unternehmen. Gleich drei absolute Oberklassefahrzeuge sollen dort in kurzer Folge in Serie gehen: "Drei Leuchtturmprojekte für Bentley, Porsche und Audi", kündigte Diess an: "Vollelektrisch, Top of the Range und mit der Fähigkeit zum autonomen Fahren nach Level 3 oder 4." Mit viel Luxus und Raumgefühl auf gut fünf Metern Länge. Den Auftakt soll ein Audi machen, der weder Limousine noch SUV sein wird, sagte Duesmann kürzlich im Interview: "Es wird eine neue Fahrzeugkategorie, die weder A noch Q heißen wird."

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