Hyundai und Kia haben seit Kurzem eine eigene Bank in Europa. Die Automobilwoche sprach mit den Geschäftsführern Christian Schmitz und Robert Genz über die Gründung und die Pläne für die kommenden Jahre.
Herr Schmitz, Herr Genz, warum hat man die Entscheidung zu einer eigenen Bank getroffen?
Christian Schmitz: Darüber nachgedacht wurde schon länger. Zum einen ist das Verkaufsvolumen von Hyundai und Kia in den vergangenen Jahren auf ein Level gestiegen, bei dem sich das rechnet. Zum anderen waren es die einzigen Marken unter den Top Ten, die noch keine eigene Autobank hatten. Dies ist aber wichtig für die Unterstützung des weiteren Wachstums beider Marken. Sei es durch die Vernetzung von Handel, OEM und Bank oder, besonders im Hinblick auf gemeinsame Aktivitäten, auch für die Ausgestaltung spezieller Produkte.
Sehen Sie bereits erste Effekte?
Schmitz: Nein, dafür ist es noch zu früh. Mit Kia sind wir im Januar dieses Jahres gestartet, mit Hyundai im April.
Wie ist der Start Ihrer Bank-Aktivitäten gelaufen?
Schmitz: Die Einkaufsfinanzierung läuft so, wie wir uns das vorgestellt haben. In der Absatzfinanzierung gibt es noch Kinderkrankheiten, was aber auch normal ist, wenn man mit einem komplett neuen System an den Markt geht und die Händler sich umstellen müssen. Das gilt natürlich in besonderem Maße für die Einführung eines neuen IT-Systems, so wie wir es getan haben.
Ihr Produktportfolio ist derzeit noch relativ schlank. Wird das so bleiben?
Schmitz: Wir wollten zunächst mit der Basispalette einer Autobank in Absatz- und Einkaufsfinanzierung starten. Jetzt sind wir dabei, die nächsten Schritte einzuleiten: Servicepakete, Garantien und Kfz-Versicherung. Das wird spätestens im Jahr 2018kommen, erste Teile vielleicht auch schon im laufenden Jahr.
Wie refinanzieren Sie sich?
Robert Genz: Im Moment durch Eigenkapital und Partnerbanken, perspektivisch auch über gruppeninterne Kreditlinien. Für das kommende Jahr ist dann der Start des privaten Einlagengeschäfts angedacht.Sind Auto-ABS ein Thema für Sie?
Schmitz: Ja, aber da müssen wir als Newcomer erst mal Erfahrung sammeln. Wir wollen das frühestens ab 2019 angehen.
Wie groß war der Schulungsbedarf bei den Verkäufern?
Schmitz: Die erste Schulungsoffensive geht eindeutig in die technische Richtung wegen des neuen IT-Systems. Danach geht es in die Produktdetails.Haben Sie Motivationspakete für die Verkäufer?
Schmitz: Ja, wir bieten einen Prämienshop an, wie andere Marken auch. Die Verkäufer bekommen für abgeschlossene Verträge Punkte, die sie in Prämien umtauschen können.Wie groß ist der Beitrag, den Sie als Bank zum Erfolg Ihrer Marken in Deutschland leisten können?
Schmitz: Erheblich. Denn die Händler generieren einen beachtlichen Teil ihres Profits aus den Finanzdienstleistungen. Zudem spielen wir eine wichtige Rolle in Sachen Customer-Relationship-Management und können beispielsweise gezielte Wiederkaufsaktionen starten, um die Kunden nach ihrem Vertrag wieder in einen neuen Hyundai oder Kia zu bringen. So unterstützen wir langfristig OEM und Händler beim weiteren Ausbau des Fahrzeugabsatzes.Wie wichtig ist das Thema Digitalisierung für Sie?
Genz: Das steht bei uns auf der Agenda, war für den Start aber noch kein Thema. In erster Linie wird es dabei um effizientere Prozesse gehen. Weiterführendes wie Carsharing oder Payment-Systeme sind noch nicht so weit. Hier orientieren wir uns am Hersteller.Wie ist der Stand in Sachen Online-Vertragsabschluss?
Genz: Das ist im Moment noch nicht geplant. Wenn aber der OEM so etwas bringt, werden wir dabei sein.