München. Die Vernetzung wird Automobilherstellern ganz neue Geschäftsmodelle eröffnen. Dafür sind auch außerhalb der Fahrzeuge hoch leistungsfähige IT-Strukturen erforderlich – für diese Backends braucht die Branche Partner. Dabei wollen die Hersteller aber sicherstellen, dass sie nicht die Herrschaft über die Daten ihrer Kunden verlieren. Dass es hier um große wirtschaftliche Interessen geht, verdeutlicht Dirk Wollschläger mit einer Hypothese: „Über den Screen im Fahrzeug wird in Zukunft ein Mehrfaches des Fahrzeugwertes an Bestell- und Bezahltransaktionen abgewickelt werden“, sagt der globale Automotive-Chef von IBM der Automobilwoche.
Für die IT-Unternehmen liegen hier Potenziale. Anwendungen für das Internet der Dinge zu entwickeln, sei „eines der Kernwachstumsthemen“ für IBM sagt Wollschläger. Er zitiert Analysten mit der Aussage, dass die Automobilbranche von allen Industrien die zweitgrößte Datenmenge für das Internet der Dinge produzieren werde – übertroffen nur noch von der Energieversorgung. Um daraus ein Geschäft zu machen und den Kunden sinnvolle Services zu bieten, sind außerhalb des Fahrzeugs ein großer IT-Apparat und leistungsfähige Mobilfunknetze erforderlich.
Ein BMW-Sprecher nennt wichtige Herausforderungen dabei: Große Datenmengen müssen in Echtzeit verarbeitet und Ergebnisse bereitgestellt werden. Das Backend muss eine extrem hohe Verfügbarkeit haben. Die weltweit unterschiedlichen regulatorischen Vorgaben müssen eingehalten werden. Know-how für die komplexen Algorithmen bei der Erfassung, Analyse, Visualisierung und Interpretation von Geoinformationen muss auf- und ausgebaut werden. Innovative Kooperations- und Betreibermodelle müssen entwickelt werden.
Gerade weil es hier auch um sicherheitsrelevante Funktionen geht, müsse das Backend Verfügbarkeit, Vertraulichkeit und Integrität garantieren, betont Rainer Mehl, Global Leader Automotive bei NTT Data. Es darf also nicht ausfallen, muss zuverlässig in hohem Tempo Daten empfangen, verarbeiten, analysieren und versenden, und muss Hacker sicher fernhalten. Diese Zuverlässigkeit wird noch viel bedeutsamer, falls eines Tages aus Kostengründen Rechenkapazität die sich bislang im Fahrzeug befindet, in die Cloud verlagert wird.