Herr Kröger, wie finanziert man Übernahmen dieser Größe?
Wir sind 115 Jahre gewachsen, haben, wie das hanseatisch ist, sparsam gewirtschaftet und das Kapital im Unternehmen gehalten. Da kommt es über die Jahrzehnte zu einer gesunden Struktur.
Sind Autohäuser derzeit besonders billig?
Das kommt immer auf den Einzelfall an. Insgesamt ist die Situation für Übernahmen anscheinend derzeit gut.
Der deutsche Autohandel klagt über notorisch niedrige Renditen. Sie stecken Ihr Kapital dennoch in die Branche. Warum?
Die Umsatzrenditen im Autohandel in Deutschland sind chronisch zu niedrig, auch unter Berücksichtigung der hohen Investitionen und Risiken. Wir investieren trotzdem in die Branche. Es ist das, was wir können. Außerdem haben wir in den letzten Jahrzehnten mehr als die Durchschnittsrendite im Handel erwirtschaftet.
Sie haben sich wieder für Opel entschieden.
Das hat große Tradition und ist auch eine Herzensangelegenheit. Aber sowohl Dello als auch Dürkop sind Mehrmarkenhändler. Dürkop hat sogar noch mehr Marken. Da kann es in Zukunft durchaus noch mehr Synergien geben.
Also neue Marken auch für Dello?
Bei Hansa Nord – also BMW, Mini, Land Rover und Jaguar – handelt es sich um eine ganz eigenständige Markenlandschaft, die wir nicht in die anderen beiden Gruppen hereinnehmen können. Auch muss man bei allen Überlegungen den Intrabrandwettbewerb berücksichtigen, der besonders in einer Großstadt wie Hamburg sehr ausgeprägt sein kann. Insgesamt sehe ich keine große Notwendigkeit für zusätzliche Veränderungen.
Wie integrieren Sie die übernommenen Gruppen?
Sie bleiben weitgehend eigenständig mit eigenen Geschäftsführern. Es wird eine neue Geschäftsführung bei der Ernst Dello GmbH & Co. KG geben, und ich konzentriere mich auf die Holding-Geschäftsführung der gesamten Gruppe.
Stefan Quary bleibt an der Spitze von Dürkop?
Ja, natürlich. Zusammen mit Nico Werner. Wir werden ein hartes Geschäft haben und dafür brauchen wir alle Geschäftsführer, die wir haben.
Warum lassen Sie die Gruppen eigenständig?
Alle drei haben große Tradition und Bekanntheit. Das ist unbezahlbar.
Verzichten Sie so nicht auf Synergien?
In der Verwaltung sind sie dennoch denkbar. Beispielsweise bei EDV oder Marketing.
Die neue Gruppe ist in Deutschland die Nummer zwei bei Opel.
Das kann sein. Das ist für uns aber nicht entscheidend. Sondern, dass sich aus der Gesamtkonstellation eine vernünftige wirtschaftliche Perspektive ergibt.
Ist Ihr Wachstum durch die Zukäufe eine Notwendigkeit?
Der deutsche Markt stagniert. Und wenn man Wachstum will, muss man investieren.
Ist das auf Dauer das Ende der kleinen Autohändler?
Nein. Es gibt eine Konzentration auf größere Gruppen. Aber die kleinen Familienunternehmen mit gesunden Kostenstrukturen werden nicht verschwinden. Die mittleren und kleinen Händler suchen zudem häufig eine Partnerschaft. Wir haben bei Dello 40 Partnerbetriebe, die ihre Eigenständigkeit erhalten haben, aber bei uns angeschlossen sind. Sie beziehen ihre Autos und Ersatzteile von uns, profitieren von unseren Konditionen und unseren Gebraucht- und Vorführwagen.
Wo finden sich diese Betriebe?
Typischerweise in ländlichen Gebieten und Randgebieten. Das sind Händler, die ihr Marktgebiet perfekt beherrschen, jeden Kunden persönlich kennen. Für eine große Gruppe sind diese Standorte uninteressant. Aber es ist für beide Seiten besser, zusammenzuarbeiten, als einen Intrabrandwettbewerb zu führen.
Welcher Anteil Ihres Umsatzes geht auf diese Partner zurück?
Circa fünf bis zehn Prozent.
Sie sagten, die Kleinen wird es immer geben. Wie steht es um die mittleren Betriebe?
Deren Situation ist schwieriger – schon wegen der Herstellervorgaben. Auch ein mittlerer Händler muss sie erfüllen, und die Modellbandbreite wird immer größer und schwieriger abzudecken.
Ein deutlicher Unterschied zwischen Dello und Dürkop ist die Nutzung sozialer Medien. Wird man sich da annähern?
Da ist Dürkop sicherlich weiter als Dello. Daraus kann Dello auch Synergien ziehen. Ein intensiver Austausch dazu wird stattfinden.
Dürkop hat einige Aktivitäten über den Handel hinaus, beispielsweise in Logistik und Marketing. Werden Sie das beibehalten?
Ja, das ist eine gute Konstellation. Das gilt allerdings auch für die Dello-Gruppe, speziell im Teileund Zubehör-Bereich. Beide Gruppen können daraus möglicherweise profitieren.