Die Zahl der Funktionen und Einstellmöglichkeiten im Auto wächst gefühlt ins Unendliche. Wie kann der Fahrer sich da noch zurechtfinden – und gleichzeitig lenken? Lösungsansätze dazu summiert die Branche unter dem neuen Begriff Shy-Tech. Es geht um Technik, die schüchtern im Hintergrund bleibt, bis sie gerufen wird.
Der wohl älteste Ansatz in diesem Bereich sind die verdeckt in Oberflächen integrierten Bedienelemente, die erst sichtbar werden, wenn etwa eine Hand in ihre Nähe kommt. Sie werden dann von hinten beleuchtet und können durch Berührung eine Funktion auslösen.
Continental geht mit den Morphing Controls einen Schritt weiter. Dort wölben sich bei Annäherung Tasten aus der Oberfläche hervor und geben auch ein haptisches Feedback, wenn sie gedrückt werden. Ähnliche Lösungen zeigte BMW im Konzeptfahrzeug Vision iNext, in dem etwa die Holzoberfläche der Mittelkonsole oder der Stoff der Rücksitze Bedienfunktionen übernehmen.
Im Konzeptfahrzeug AI:ME, das Audi gerade in Schanghai präsentiert hat, wird das Touchscreen-Konzept zu einer gänzlich berührungslosen Steuerung weitergetrieben. Funktionsmenüs auf einem Monitor lassen sich per Blick aktivieren und geben dann weitere Ebenen frei. Im „Natural Interaction“ genannten System wertet BMW Gesten, Sprachbefehle und Blickrichtung aus, um zu erkennen, was der Fahrer möchte.
Ein Problem bleibt allerdings: Der Insasse muss die vielen Möglichkeiten kennen, die sein Fahrzeug bietet. Das aber wissen schon heute nicht alle Fahrer. Um dennoch das Potenzial des Autos optimal zur Geltung zu bringen, zeigten Audi im AI:ME und BMW jüngst Assistenten mit künstlicher Intelligenz, die mit der Zeit lernen, was die Insassen wahrscheinlich möchten oder angenehm finden – und dann die Fahrzeugsysteme steuern oder entsprechend reduzierte Auswahlmenüs anbieten. BMW kündigt erste Funktionen dieser Natural Interaction für 2021im iNext an. Audi verspricht, die Fahrzeuge würden künftig „mit Einfühlungsvermögen, ,empathisch‘ unterwegs sein“.
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