Matthias Müller will nach vorn schauen. Die Krise, der Dieselskandal, die Gerichtsverfahren – all das soll bald abgehakt sein. Doch diese Sichtweise dürfte ihm dieser Tage besonders schwerfallen. Gerade wurde bekannt, dass die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen ihn und den ehemaligen VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch eingeleitet hat.
Die Ermittlungen beziehen sich auf die Tätigkeit Müllers in der Porsche SE, der Holding, die den Großteil der Aktien an Volkswagen hält. Dort sitzt er seit 2010 im Vorstand. Ermittelt wird wegen des Verdachts auf Marktmanipulation im Zusammenhang mit dem Diesel-Skandal.
Die Überprüfung des Topmanagements hat laut dem Konzern keine Hinweise auf Verfehlungen ergeben. Doch das werden die Gerichte erst noch klären.
Staatsanwaltschaft gegen VW-Manager
Bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig laufen die Strafrechtsfälle gegen VW-Manager zusammen. Die Staatsanwälte haben bereits Büros durchsucht, Dateien beschlagnahmt und Zeugen befragt. Inzwischen wird in vier Verfahren gegen 47 Beschuldigte ermittelt, wie Oberstaatsanwalt Klaus Ziehe der Automobilwoche sagte, wobei es Doppelnennungen gibt. Zu Beginn des Skandals war es nur eine Handvoll Personen. Bei den Beschuldigten handelt es sich sowohl um ehemalige als auch um aktuelle Manager.
Im Verfahren um die Manipulation von Stickoxidwerten stehen 37 Personen auf der Liste, darunter der ehemalige Vorstandschef Martin Winterkorn. Gegen ihn habensich laut Staatsanwaltschaft „Anhaltspunkte ergeben, dass der Beschuldigte früher als von ihm öffentlich behauptet Kenntnis von der manipulierten Software (...) gehabt haben könnte“. Winterkorn selbst ist sich keines Fehlverhaltens bewusst und weist die Vorwürfe zurück.
Eine zweite strafrechtliche Front hat sich wegen falscher Kohlendioxid- und Verbrauchsangaben gebildet. In diesem Fall ermitteln die Staatsanwälte gegen sechs Beschuldigte.Zudem stehen Vorwürfe wegen börsenrelevanter Marktmanipulation gegen Winterkorn, Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch und VW-Markenchef Herbert Diess im Raum. VW könnte den Finanzmarkt zu spät über drohende finanzielle Konsequenzen informiert haben. Pötsch war bei Bekanntwerden der Abgasmanipulation Finanzvorstand des Konzerns. Vergangenes Jahr hat es dazu eine Anzeige der Börsenaufsicht BaFin gegeben.
2000 Klagen von Aktionären sind hier anhängig. Laut einem VW-Sprecher geht es zusammengerechnet um einen „höheren einstelligen Milliardenbetrag“. Ein Musterprozess soll dazu voraussichtlich im Februar 2018 vor dem Oberlandesgericht Braunschweig beginnen