Das autonome Fahren wirkt sich nicht nur auf Kunden und Hersteller aus. Die Technologie bringt auch massive Veränderungen für das Werkstatt-geschäft mit sich, die ihre ersten Spuren schon heute zeigen. Im Prinzip gibt es drei Aspekte, auf die sich der Wandel auswirkt.
Welche Folgen autonomes Fahren für die Werkstätten hat
Die Rechnung ist simpel: Je besser Autos selbstständig fahren, desto weniger Unfälle gibt es. Und dafür muss noch nicht einmal das vollautonome Fahren im Alltag erreicht sein. Jedes eigenständig einparkende Auto reduziert die Zahl der Parkrempler, was direkt auf das Geschäft mit Karosserie und Lack (Karo-Lack) durchschlägt.
"Die Weiterentwicklung technischer Sicherheitseinrichtungen sowie die starke Penetration von Fahrerassistenzsystemen bis hin zum autonomen Fahren werden tendenziell für ein vermindertes Schadenaufkommen sorgen", sagt Stefan Reindl vom Institut für Automobilwirtschaft (IFA). Auch Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk ist überzeugt, dass das autonome Fahren Werkstattgeschäft kostet – insbesondere bei den für Werkstätten besonders rentablen Schäden im Bereich zwischen 2000 und 4000 Euro. Der Rückgang werde aber sicher nicht sprunghaft kommen, sondern sich stetig entwickeln, da die entsprechenden Autos ja nur langsam im Bestand auf der Straße ankommen, sind sich Hülsdonk und Reindl einig.
In die genau andere Richtung wirkt sich die Technologie aus, wenn es dann doch mal kracht. Denn je mehr Sensoren hinter Stoßstange und Windschutzscheibe sitzen und kaputtgehen können, desto teurer wird der einfache Parkrempler oder leichte Auffahrunfall. Doch Reindl ist überzeugt, dass die zu erwartende Reduzierung der Unfallzahlen sich stärker auf das Geschäfts-volumen auswirken wird als die Verteuerung. Zudem verschieben sich die Umsätze: "Der Austausch eines teuren Sensors ist eher einfach und benötigt nicht viel Zeit", sagt er. "Daher wird die Beschäftigung stärker leiden als der Teileumsatz."
Wer autonome Fahrzeuge reparieren will, muss investieren. "Die Anschaffungen sind eine Herausforderung", sagt Hülsdonk. "Man braucht die entsprechende Ausrüstung, eigene Räumlichkeiten für die Kalibrierung, und natürlich müssen die Leute ausgebildet werden." Dennoch ist er überzeugt, dass die Branche dem gewachsen ist. In der Vergangenheit habe es schon größere Herausforderungen gegeben. Allerdings erwartet er eine gewisse qualitative Konsolidierung des Markts. Denn wer nicht bereit sei, sich auf die Änderungen einzustellen und zu investieren, falle über kurz oder lang aus dem Geschäft.
Am Ende werde die Entwicklung vor allem die Karo-Lack-Betriebe treffen, ist Reindl überzeugt. "Wir müssen uns damit abfinden, dass es dort zu weniger Beschäftigung kommen wird", sagt er. Zudem erwartet er hier eine Verstärkung des Trends hin zu größeren Betrieben, da diese bessere Kostenstrukturen hätten und die Investitionen leichter stemmen können.
Hülsdonk sieht die Auswirkungen zwar deutlich positiver, aber auch er rechnet mit einer Verschlechterung für Karo-Lack-Betriebe. "Wir machen ja schon lange immer mehr Service und schrauben weniger", sagt er. "Auch ein autonom fahrendes Auto braucht Betreuung, vielleicht sogar mehr." Besonders herausfordernd werde wohl die Übergangsphase, weil die Betriebe bei Ausbildung und Ausrüstung in Vorleistung gehen müssten.
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