Für Edzard Overbeek gilt die Ausrede „Ich habe mich verfahren“ nicht mehr, wenn man zu spät dran ist. Overbeek ist seit gut drei Jahren Chef des Kartendiensts Here und derjenige, der die einst schlichte Navigationssparte des Mobilfunkdiensts Nokia in eine flexible Plattform für Verkehrsdaten und location-based Services um- und ausbaut. Ziel dabei ist ein Kartendatensatz, mit dem sich selbstfahrende Autos auf dem ganzen Globus zurechtfinden.
Vor gut vier Jahren haben die Autohersteller Audi, BMW und Daimler die Chance ergriffen, den Kartendienst von Nokia für gut 2,8 Milliarden Euro zu jeweils gleichen Teilen zu erwerben. Das Trio – die Firmen sind sonst Rivalen – einte ein Ziel: Sie wollten sich unabhängig machen vom digitalem Herrschaftswissen anderer, allen voran von der Karten- und Datenmacht Google.
Die drei Autobauer stellten den Kartendienst zunächst einmal auf globale Füße. Dazu teilten sie ihre Anteile mit weiteren Unternehmen wie den Zulieferern Bosch und Continental, dem Chiphersteller Intel oder asiatischen Unternehmen wie NavInfo und Tencent.
Bei Here arbeiten weltweit Karten- und IT-Experten daran, intelligente Karten für unterschiedliche Anwendungsfälle zu programmieren und die Karte in das Ökosystem der Nutzer einzubinden. Dazu kartografiert Here nicht nur die entlegensten Ecken der Welt, sondern nimmt auch Geschäfte, Sehenswürdigkeiten oder andere öffentliche Punkte in die Karte auf und erkennt am Bewegungs- und Datenfluss der Fahrzeuge, ob sich ein Unfall ereignet hat oder eine Baustelle errichtet worden ist.
Seit Kurzem arbeitet Here auch mit Amazon zusammen, damit Nutzer mit der Sprachsteuerung Alexa navigieren und gleichzeitig den Assistenten zu Hause fragen können, ob noch genug Milch im Kühlschrank ist.
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Über die Serie 100 Digital Leaders Automotive:
Hier stellt die Redaktion der Automobilwoche mit Unterstützung der Unternehmensberatung PwC insgesamt 100 Top-Unternehmen vor, die bei Digitalisierung der Automobilbranche eine führende Rolle spielen.
Dieser Artikel ist Teil der ersten Folge, in der Unternehmen präsentiert werden, die bei der Vernetzung von Fahrzeugen die Nase vorn haben.
Zur Gesamtübersicht aller 100 Unternehmen (wird fortlaufend ergänzt): automobilwoche.de/100digitalleaders