Die Lacher waren Sergio Marchionne gewiss, als er seine dunkle Strickjacke öffnete und eine blaue Krawatte zum Vorschein kam – von der italienischen Luxusmarke Zegna, wie Beobachter anmerkten. „Eine gut gebundene Krawatte ist der ersteseriöse Schritt ins Leben“, zitierte der Chef des Autokonzerns Fiat Chrysler Automobiles (FCA) den irischen Schriftsteller Oscar Wilde.
Marchionne hat seit zehn Jahren keine Krawatte mehr getragen. Dass er jetzt einen Binder anzog, hat eine besondere Bewandtnis. „Wenn wir schuldenfrei sind, lege ich eine an“, hatte er imJanuar versprochen. „Mission erfüllt“ war die Botschaft nun.Seit 14 Jahren steht Marchionne an der Spitze von FCA. Im Frühjahr 2019 wird der 65 Jahre alte Manager zurücktreten. Der Schuldenabbau gehörte von Beginn an zu seinen Prioritäten. Denn der Italo-Kanadier, der Philosophie, Wirtschaft und Jura studiert hat, ist eher ein Finanz- als ein Automann. Er war im Jahr 2004 angetreten, um den damaligen Fiat-Konzern, der jährlich zwei Milliarden Euro Verlust anhäufte, vor dem Konkurs zu retten.
Damals wie heute saß John Elkann neben ihm, Chef der Agnelli-Familienholding Exor, die mit einem Anteil von 29 Prozent größter Aktionär von FCA ist. Der seinerzeit 28-jährige Abkömmling der früheren Eigner-Familie Agnelli wirkte schüchtern und unsicher. Das passte zur Verfassung von Fiat. Diesmal verkündete ein selbstbewusster Elkann: „Wir sind vom Abstiegskandidaten mit dem Risiko des Bankrotts in die Champions League aufgestiegen.“ Bei Elkann passt die Fußball-Metapher, schließlich ist Exor mit 63,8 Prozent auch Großaktionär von Juventus Turin, dem italienischen Meister der abgelaufenen Saison.