Massive Folgen hätte eine Übernahme durch PSA nicht zuletzt für das Opel-Entwicklungszentrum in Rüsselsheim. So ist es fraglich, ob es weiterhin eigenständige Fahrzeug-Plattformen in Rüsselsheim geben würde.
Schwere Zeiten für die Entwicklung sieht auch Ex-Gesamtbetriebsratschef Franz aufziehen: „Das Entwicklungszentrum hat in den vergangenen Jahren mehrere Schlüsselkompetenzen verloren. Es wurden von General Motors ganze Zukunftstechnologien abgezogen.“
Franz nennt hier die Batterieforschung und die Brennstoffzellentechnik. Kaum vorstellbar ist auch, dass Tavares künftig neben der PSA-Entwicklung etwa die Doppelentwicklung kleiner Verbrennungsmotoren in Rüsselsheim gestatten wird.
Dennoch könnte eine Ehe mit PSA auch für Opel Charme haben – wenn auch erst mittel- und langfristig. Denn die technologische Kompetenz von PSA wird in Deutschland gerne unterschätzt. Tatsächlich können die Franzosen hier mit Trümpfen aufwarten, die Opel aufwerten würden.
Top-Technik aus Frankreich
So sind die Franzosen weit fortgeschritten bei der Entwicklung von Plug-in-Hybridsystemen mit Benzinmotoren. Auch in der Diesel-Abgasreinigung, speziell für kleine Motoren, ist der PSA-Konzern führend unterwegs. Die Franzosen haben zudem neue Kompetenzen im Bereich Elektromotoren aufgebaut und auch eigene Ansätze bei neuen Assistenzsystemen im Regal.
„In Summe bietet PSA eine starke europäische Story im Technologiesektor, was man in diesen Zeiten sicher nicht leicht ablehnen wird bei Opel“, lobt sich ein PSA-Manager.
Zu einem verlockenden Angebot könnte die Übernahme von Opel aber auch werden, weil die Rüsselsheimer damit endlich die von GM auferlegten Ketten bei der regionalen Vermarktung loswerden könnten. General Motors führt und steuert Opel strikt als europäische Regionalmarke. Eingegliedert in eine Konzernstruktur bei PSA könnte Opel die Chance erhalten, sich endlich auch auf lohnenden asiatischen Märkten zu etablieren, nicht nur in China. „Made in Germany“ ist dort nach wie vor ein besonders starkes Zugpferd.
Endet Opel als „Lame Duck“?
Was geschieht aber, falls Opel doch nicht verkauft werden sollte? Die Politik im Superwahljahr 2017 wird weder dem Käufer noch dem Verkäufer den roten Teppich ausrollen. Tavares wird vermutlich nicht gern sämtliche Pensionslasten bei Opel schultern. Und GM könnte wie schon in der Vergangenheit bei Verkaufsgesprächen restriktiv mit den Rechten und Patenten des deutschen Traditionsherstellers umgehen.
„Geht der Verkauf von Opel an PSA schief, bleibt Opel eine ‚Lame Duck‘“, so Dudenhöffer. „Das öffentliche Renommee, mühsam aufgebaut, bleibt dann zu großen Teilen auf der Strecke. Die Verkaufsverhandlungen signalisieren: Opel kommt nicht aus den Problemen heraus.“