Die jüngsten Zahlen von Ford sind ernüchternd: 404 Millionen Dollar hat das Unternehmen im vergangenen Quartal in Europa verloren. Die Rezession in den südeuropäischen Märkten reißt auch Ford in die roten Zahlen. Im Gesamtjahr rechnet die Marke in Europa nun mit einem Verlust in Höhe von einer Milliarde Dollar. Die Zahlen sollten nicht nur die Ford-Mitarbeiter, sondern auch die Opelaner beunruhigen. Ford hat seit Langem vieles, was Opel erst noch braucht: Zum Beispiel ein modernes Produktionssystem, von dem selbst der VW-Konzern nur träumen kann. In jedem der großen Ford-Werke in Europa wird ein Modell mit den entsprechenden Derivaten produziert, in Köln der Fiesta, in Saarlouis der Focus und in Genk der Mondeo. In Spanien steht ein Flex-Plant zur Verfügung, um Nachfragespitzen abzufangen.
Zudem gehören die Ford-Werke laut Harbour-Report zu den produktivsten in Europa. Köln führte das Ranking, in dem VW-Werke meist auf den hinteren Plätzen landen, oft schon an. Dass Ford dennoch in Europa Verluste einfährt, zeigt: Der Versuch von General Motors, Opel mit Einsparungen im Produktionsbereich in die schwarzen Zahlen zu bekommen, ist aussichtslos. Diesen Kampf kann der neue Opel-Chef Thomas Sedran nur verlieren. Zumal Ford die wesentlich modernere Modellpalette hat: Mit dem Kuga produziert die Marke in Saarlouis ein erfolgreiches Kompakt-SUV. Opel hingegen kann in diesem schnell wachsenden Segment nur mit einem kaum konkurrenzfähigen Auto aus Korea aufwarten.
Bei Ford gibt es Doppelkupplungsgetriebe und Downsizing-Benziner, die bei Opel noch in der Entwicklung sind. Focus, Kuga und Mondeo haben rundum moderne Einzelradaufhängungen, während der Opel Astra noch mit einer hinteren Starrachse herumfährt. Opel würde Jahre und Milliarden brauchen, diesen Rückstand bei Technologie und Produktion aufzuholen. In diesem Umfeld Opel gesundsparen zu wollen, heißt, Opel totzusparen. Die Marke braucht Investitionen. Übrigens: Beim Automobilwoche Kongress im November erwarten wir Ford-Chef Alan Mulally. Es dürfte interessant werden, zu erfahren, wie er in Europa die Lage seines Unternehmens sieht, das vieles richtig gemacht hat, und dennoch Verluste schreibt.