Auch Daimler kann sich momentan zu keinen konkreten Aussagen durchringen. Nur so viel: Man setze für die Rohstoffe für Elektromobilität auf bewährte Preis-, Verfügbarkeits- und Nachhaltigkeitsstrategien. „Diese basieren auf Mechanismen wie Direktbezug bis zur Mine, Wiederverkaufsprogrammen, Währungskursabsicherungen und Materialpreisgleitklauseln“, sagte Mercedes-Einkaufschef Klaus Zehender.
Umso interessanter, dass sich BMW nun vor dem Ziel wähnt: Einkaufschef Markus Duesmann rechnet damit, dass im ersten Quartal die ersten Verträge unterschrieben werden. Sie sollen die Lieferanten zehn Jahre binden, Preisschwankungen müssen die Münchner aber zulassen. „Diese Verträge verschaffen uns stabile Rahmenbedingungen hinsichtlich der Preise“, sagte Duesmann der Automobilwoche.
Das wäre ein wichtiger Schritt. Denn die Preise für einige Rohstoffe sind zuletzt stark gestiegen. Eine Tonne Kobalt verteuerte sich innerhalb des vergangenen Jahres um 115 Prozent, der Lithium-Preis stieg um knapp 58 Prozent. Über die weitere Preisentwicklung wagen Experten keine Prognose. Zu sehr ist sie vom Verhalten der Anbieter abhängig. „Die Preisspirale, die sich jetzt nach oben entwickelt hat, kann sich mit steigendem Angebot und Wettbewerb auch wieder in eine andere Richtung bewegen“, sagt Torsten Brandenburg, Arbeitsbereichsleiter Rohstoffe der Deutschen Rohstoffagentur. Auch eine Lithium-Blase hält er angesichts der Anzahl der zuletzt gestarteten Projekte nicht für ausgeschlossen. Derzeit aber diktieren die Rohstofflieferanten die Regeln.
Insbesondere an China führt kein Weg vorbei. Ralf Speth, Chef von Jaguar Land Rover, rechnet in Rohstofffragen mit einer Abhängigkeit von China wie heute von den Ölstaaten. Mit dieser Einschätzung ist er nicht alleine. Das Reich der Mitte hat Paketlösungen mit Schwellenländern geschlossen, die dazu führen, dass Rohstoffe direkt nach China geliefert werden. Mehr als 50 Prozent werden in China verarbeitet. Zwei Drittel der Schmelzen befinden sich in China und Südostasien. Mehr als 90 Prozent der Seltenen Erden und 70 Prozent des Grafits werden dort abgebaut, einige derkongolesischen Bergbauunternehmen sind in chinesischer Hand.
Das Problem: „China spielt bei Rohstoffen oft nicht nach den klassischen Marktbedingungen“, erläutert Rohstoffexperte Wachter. Es gebe immer mehr Wettbewerbsverzerrungen, etwa durch Exportsteuern. Schließungen von chinesischen Schmelzen oder Minen wegen vorgeschobener Umweltschutzauflagen führen darüber hinaus zur Verknappung der Rohstoffe. BMW habe mit dem plötzlichen Ausfall von Lieferanten in anderen Bereichen bereits Erfahrung gemacht, heißt es aus Unternehmenskreisen.