Und die Autobauer? Sie schätzen das Gesamtpaket, das Nvidia, Qualcomm, Mobileye, Intel & Co. anbieten. „Es geht nicht nur um gute Halbleiter, sondern um die Unterstützung und gemeinsame Weiterentwicklung von Hard- und Software“, sagt Berthold Hellenthal, Experte für Halbleitertechnologie bei Audi.
Chiphersteller Renesas ist ähnlich wie Infineon in der Autoindustrie groß geworden und muss seine Rolle gegenüber den neuen Marktteilnehmern verteidigen. Derzeit generieren die Japaner die Hälfte des Umsatzes mit der Autoindustrie, in Europa ist es sogar mehr als die Hälfte. Damit das so bleibt, verlagert Renesas sein Geschäft innerhalb des Automobilsektors. Denn mit elektrisch verstellbaren Rückspiegeln oder Fensterhebern wird man künftig kaum noch Geld verdienen. „Wir rechnen vor allem bei der E-Mobilität und dem autonomen Fahren mit einem Wachstum von 17 bis 18Prozent in den kommenden fünf Jahren“, sagt Ulrich Giese von Renesas Electronics Europe.
Damit sich die Entwicklungskosten für Hochleistungshalbleiter wie Qualcomms neuestem Snapdragon 835, die sich auf rund eine Milliarde Dollar belaufen, auch rechnen, hat sich eine Nutzerkette etabliert, in der die Autoindustrie nicht wegzudenken ist. Zunächst wird der Chip inSmartphones verbaut. Wenn er dort nach zwei bis vier Jahren überholt ist, geht die Autoindustrie mit ihm ins Rennen – und da muss er 15 Jahre halten. Damit er nicht zu früh kaputtgeht, werden Chips im Auto nicht so sehr an ihre Grenzen getrieben, wie das in Smartphones oder Tablets der Fall ist. Das bedeutet, dass nicht die Masse an verkauften Chips den Chipherstellern Geld einbringt, sondern Qualität und lange Lebensdauer. „Ein bestehendes Chipdesign wird mit vertretbarem Mehraufwand für die Autoindustrie tauglich gemacht“, erläutert Hellenthal das Geschäftsmodell. „Wir bieten diesen Konzernen einen stabilen, verlässlichen Grundumsatz.“
Chip- und Autoindustrie sind sich sicher, dass in fünf Jahren das Wachstum noch längst nicht beendet ist. „Wir wissen jetzt noch nicht, welches Minimum an Elektronik und Rechenleistung ein automatisiertes Auto in Zukunft braucht, damit es in Serie weltweit produziert werden kann“, sagt Hellenthal. Für ihn ist es das autonome Fahren, das die Chipindustrie letztlich treibt – noch mehr als E-Mobilität oder Konnektivität im Auto. „Diese Technologie verlangt neue Sensorik, neue Funktionen, neue Rechenleistung. Wie viel, kann ich nur raten. Persönlich glaube ich, dass der Faktor 100 nicht ausreicht.“