Volkswagen hat drei gekauft – und einen gleich demontiert. Was Konzernchef Martin Winterkorn da zu Gesicht bekam, hat ihm nicht gefallen: „Das Auto ist schon gut gemacht, zum Beispiel, wie die Federbeine in der Karosserie stehen“, sagte er in kleiner Runde. Auch das Batteriesystem hat die VW-Techniker beeindruckt. Die Rede ist vom Tesla Model S, dem Oberklasse- Elektroauto, das in den USA beim Absatz schon Mercedes S-Klasse, BMW Siebener und Audi A8 abgehängt hat. Da Winterkorn Komplimente an konzernfremde Marken („Hyundai weiß, wie man gute Autos baut.“) auch stets als Warnung ans eigene Team adressiert, sollten in Ingolstadt alle Alarmlampen angehen. Denn die Frage, warum Audi nicht ein Auto wie den Tesla S baut, steht schon länger im Raum. Audi schickt stattdessen den A3 e-tron ins Rennen, einen Plug-in-Hybrid, der vor allem mit dem i3 von BMW konkurriert und mit weniger technischem Aufwand fast so viel kann wie das Carbon-Auto aus Leipzig.
Beide Kompaktautos dürften es, im Gegensatz zum Tesla, im Markt schwer haben. Warum sollte die Elektromobilität die erste große Innovation in der Automobilindustrie sein, die von unten in den Markt kommt? Vom Benzineinspritzer (Mercedes 300 SL) über den Airbag (S-Klasse) bis hin zum Aluminium-Spaceframe (Audi A-8) wurden bisher so gut wie alle bahnbrechenden Neuerungen von oben, von der Ober- und Luxusklasse in den Markt eingeführt. Der Grund ist klar: Dort lassen sich Innovationen schneller amortisieren. In den oberen Klassen und bei Premiumfahrzeugen sind die Kunden auch weniger preissensibel. Und der Elektroantrieb verteuert einen A8 vielleicht um 20 Prozent, verdoppelt den Anschaffungspreis aber nicht wie beim VW E-Up. Deshalb war es auch ein Fehler von Audi, den bereits serienreifen Elektrosportwagen R8 e-tron zu stoppen. Die Begründung, es gebe kein profitables Geschäftsmodell für dieses Auto, ist geradezu absurd. Denn auch der benzingetriebene R8 dürfte kaum profitabel sein. Von keinem anderen Audi-Modell werden so viele auf das Werk oder auf Händler zugelassen. BMW ist mit dem i8 auf der richtigen Spur: Der Supersportwagen wird als Plug-in- Hybrid seinen Weg machen. Da könnte sogar mancher Tesla-Kunde schwach werden.