VWFS will mit digitalem Shop glänzen

Hamburg. Volkswagen Financial Services (VWFS) will mit der neuen Unternehmensstrategie „Route 2025“ sein Geschäftsmodell fast komplett digitalisieren. Für das Projekt „Digital Captive 2020“ siedelt Vorstandschef Lars Henner Santelmann 70internationale Spezialisten in ­Berlin an, wie er der Automobilwoche sagte. In der deutschen Start-up-Metropole lässt VW-Konzernchef Matthias Müller auch das neue Geschäftsfeld „Mobilitätsdienstleistungen“ hochziehen.

Der Aufsichtsrat von VWFS hat für die Digitalisierungsoffensive 500 Millionen Euro über die nächsten vier Jahre genehmigt. So will VWFS bis 2020 ein Multi-Channel-Management etablieren, mit dem die Kunden unter anderem per Smartphone, Tablet und PC auf alle wesentlichen Produkte aus Finanzierung, Leasing, Versicherung und Service zugreifen können. Santelmann kündigt an: „Wir bauen einen digitalen Finanzdienstleistungs-Shop auf.“

Neben dem Geschäft mit Neuwagen werde sich VWFS dabei stärker auf den Fahrzeugbestand konzentrieren. „Das macht dann auch kleinere Märkte für VWFS interessant“, so der Vorstandschef, „und stärkt nochmals die Krisenresilienz des Unternehmens.“

Perspektivisch seien „viele neue Tätigkeitsfelder denkbar“, sagt Christian Dahlheim. Der VWFS-Vertriebschef weiter: „Bei Lamborghini etwa dürfte mancher ­Interessent des Urus sein Auto ­finanzieren lassen wollen, der kommende Geländewagen spricht ja eine ganz andere Klientel an als die Sportwagen Huracán und Aventador“. Auch die geplanten Economy-Fahrzeuge des Mutterkonzerns VW habe VWFS bereits „im Blick“.

Die Braunschweiger sind nicht allein bei ihrem Vorstoß rund um Bits und Bytes. Der Arbeitskreis Autobanken (AKA) konstatiert allerdings „eine extrem große Bandbreite“ bei den Online-Angeboten seiner Mitglieder. Deutsche Anbieter hätten „einen gewissen Heimvorteil, etwa durch kürzere Entscheidungsprozesse“. So hat dem AKA zufolge „beim vollständig digitalen Kaufprozess aktuell die Mercedes-Benz-Bank eine Vorreiterrolle übernommen“.

Franz Reiner, Vorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz-Bank, sagt: „Die Digitalisierung gehört inzwischen zu den Kernaufgaben unserer Autobank.“ Die Führungskraft der Stuttgarter blickt voraus: „In Zukunft sollen unsere Kunden all ihre Belange digital über ein Ökosystem handhaben können.“ (Mitarbeit: B. John, M. Gerster)