VW zieht die Zügel an

Wolfsburg. VW-Topmanager Thomas Sedran hat erstmals seine Prioritäten als Leiter Konzernstrategie erklärt. „Die Hälfte meiner Arbeitszeit verwende ich für die neuen Geschäftsfelder, die durch den Wandel der Mobilität entstehen“, sagte der 51-Jährige in einem Interview für die interne Informationsplattform der Führungskräfte von VW.

Sedran, Ex-Consultant und von Juli 2012 bis Februar 2013 Opel-Chef, arbeitet seit November 2015 für VW und berichtet direkt an Matthias Müller. Der Konzernchef von VW will zur Jahresmitte seine „Strategie 2025“ vorstellen.

Angesichts der Diesel-Affäre und in Erwartung harter Konsequenzen für die Langfristplanung hatten jüngst immer mehr VW-Manager auf Vorab-Hinweise zu Müllers Zehn-Jahres-Konzept ­gedrängt. „Die Strategie soll ein ebenso gutes Zielbild sein, wie es die Strategie 2018 war – nur einen Tick moderner“, kündigte Sedran daher jetzt an. Folglich werden darin Themen wie Elektromobilität, autonomes Fahren und Mobility on Demand weitaus mehr Raum einnehmen als im Masterplan für 2018 von Müllers Amtsvorgänger Martin Winterkorn.

Laut Sedran liegt bei VW eine „wichtige Aufgabe in der Optimierung des automobilen Kerngeschäfts“. Daher prüfe der Konzern nun verstärkt, „in welchen Märkten wir mit welchen Partnern zusammenarbeiten sollten“. Zudem soll das Geschäft mit preisgünstigen Fahrzeugen über die für 2018 in China geplanten „Budget Cars“ hinaus erweitert werden: „Wir ­beschäftigen uns mit der Ausgestaltung des Economy-Segments“, so Sedran. „Hier fragen wir: Wie soll der Konzern dieses Segment in Zukunft bedienen?“

Die Zeiten kostspieliger Pkw-Experimente wie der inzwischen eingestellten VW-Luxuslimousine Phaeton sind passé. Sedran: „Mir ist wichtig, dass Strategie nicht an der Oberfläche bleibt. Sie muss zu Produkten führen, die Kunden kaufen wollen.“ Auch allzu unrealistische Absatzprognosen aus dem Vertrieb soll es nicht mehr geben: „Bei Mondplanungen bekomme ich Blutdruck“, sagt Sedran im Interview.

Mit der „Strategie 2025“ zieht VW bei der Kostendisziplin die Zügel an. „Die Rendite muss besser werden, damit VW die notwendigen Zukunftsinvestitionen aus eigener Kraft finanzieren kann“, fordert Sedran. „Bringt ein Auto keinen Gewinn, dann muss offen diskutiert werden: Macht das Produkt tatsächlich Sinn oder lässt sich das eingesetzte Kapital besser verwenden?“ Dies gelte auch für Antriebe.