VW kopiert die Apple-ID

Wolfsburg. Volkswagen will die Kunden seiner Konzernmarken noch enger an sich binden und hat sich dazu eine Idee von Apple abgeschaut: Wie der IT-Konzern seine Kunden über Ge­rätegrenzen hinweg über eine Apple-ID auf die gleichen persönlichen Inhalte zugreifen lässt, so sollen auch VW-Kunden künftig eine ID bekommen, die den Fahrzeugwechsel – innerhalb der Konzerngrenzen – einfach macht.

"Der Kunde nimmt sein Profil über seine ID in alle Fahrzeuge aus dem Volkswagen-Konzern mit – egal ob Miet- oder Leasingwagen", sagte VW-Digitalchef Johann Jungwirth im Gespräch mit der Automobilwoche. Für ihn ist klar: "Die Menschen werden sich, wenn sie ein Auto leihen, eher für eine Konzernmarke entscheiden, denn über die ID ist beim Einsteigen der Sitz richtig eingestellt, die Lieblingsmusik läuft und der Wagen berechnet über die Kalendereinträge womöglich schon die nächste Route."

Unter der VW-ID werden auch die Gewohnheiten und Vorlieben des Fahrers gesammelt. Mit Techniken der künstlichen Intelligenz soll diese Datensammlung sukzessive besser werden. Es fließen darin auch die Navigations­ziele des Fahrers mit ein.

Volkswagen geht mit dieser Plattform neue Wege und sucht dafür die passenden Mitarbeiter. "Experten in exponentiellen Technologien wie Cloud, künstlicher Intelligenz, Machine Learning, Robotik und Softwareentwicklung sind gefragt wie nie, auch von uns. Wir brauchen sie, um Themen wie das selbstfahrende Auto, die digitale Transformation und auch die ­digitale Kundenbeziehung im Konzern umfassend umzusetzen", sagt Jungwirth.

Beim Werben um die IT-Elite kämpft Volkswagen allerdings mit einem klaren Standortnachteil: Wolfsburg hat bei der Zielgruppe nicht unbedingt die gleiche Strahlkraft wie das Silicon Valley oder Berlin. Die Lösung des Konzerns ist deshalb: Wenn die Nerds nicht zu VW kommen, kommt VW eben zu ihnen. Dazu werden Außenstellen mit IT-Zentren eingerichtet. „Wir gehen mit unseren Labs an die Orte, wo diese Menschen gern leben. Berlin und München sind zwei unserer Lab-Standorte, Potsdam bei Berlin, Peking und Silicon Valley sind die Standorte für unsere Future Center“, so Jungwirth.

In den VW Labs wird der Grundstein für die Digitalisierung des VW-Konzerns gelegt. Ganz wichtig dabei: Das selbstfahrende Auto, für Jungwirth „The next big thing“. Er sieht VW hier gegenüber der Konkurrenz klar im Vorteil. „Die Entwicklung, die uns Milliarden kosten wird, können wir in allen zwölf Marken und in allen Fahrzeugkategorien umsetzen und nutzen – vom Zwei­sitzer bis zu den Nutzfahrzeugen und in neuen Fahrzeugkonzepten." Mitarbeit: Henning Krogh