Der Volkswagen-Konzern forciert seine Pläne für ein auf den indischen Markt zugeschnittenes Billigauto. "Skoda arbeitet an einem Konzept. Die Marke hat Erfahrung und ist in Indien bereits gut vertreten", sagte VW-Strategiechef Michael Jost der Automobilwoche. Für die Marke Volkswagen selbst habe der Markt angesichts der aktuellen Aufgaben in anderen Regionen der Welt derzeit noch nicht oberste Priorität. Eine Zusammenarbeit mit dem indischen Konzern Tata war jüngst gescheitert. Jost: "Es hat sich gezeigt, dass ein Modell unterhalb des Modularen Querbaukastens nicht wirtschaftlich umsetzbar ist."
VW-Konzern will das Billigauto
Skoda will demnach ab 2020 ein Billigauto zum Preis von etwa 5000 Euro anbieten. "Erste Gespräche mit Lieferanten wurden geführt, und in Kürze werden wir auf Basis des Ergebnisses unserer Analyse Entscheidungen treffen", ließ sich Skoda-Chef Bernhard Maier kürzlich zitieren. Dabei könnte eine bestehende Plattform abgespeckt und auf indische Verhältnisse angepasst werden. Skoda ist bereits seit 2001 in Indien präsent und produziert in Arangabad unter anderem den Skoda Octavia, der dort als Laura verkauft wird. Im VW-Werk in Pune läuft zudem der Skoda Rapid vom Band, während der Fabia aufgrund der geringen Nachfrage bereits eingestellt wurde.
Die Marke Volkswagen hat in Indien unter anderem den VW Ameo auf Polo-Basis im Rennen, der bei umgerechnet 7800 Euro startet und etwa über Tempomat und Rückfahrkamera verfügt. VW-Strategiechef Jost hält Indien trotz der Wachstumschancen für einen schwierigen Markt. "Selbst wenn man dort mit einem günstigen Kleinstwagen alles richtig macht, bleiben am Ende vielleicht 100 Euro Gewinn pro Auto", sagt Jost. So gelten indische Käufer alspreisbewusst, aber auch anspruchsvoll, was die Ausstattung der Autos mit Infotainment- und Assistenzsystemen angeht.
Der indische Markt ist nach Jahren der Stagnation auf Wachstumskurs. Von Januar bis September konnten die Neuzulassungen um zehn Prozent auf 2.421.038 Einheiten zulegen. Zum Vergleich: In Deutschland wurden in den ersten drei Quartalen rund 2,6Millionen Autos verkauft. In Indien dominiert derzeit die Marke Maruti Suzuki mit zahlreichen Modellen. Europäische Hersteller spielen nur eine untergeordnete Rolle. Mit Ausnahme von Renault: Was der Volkswagen-Konzern seit einigen Jahren versucht, haben die Franzosen bereits geschafft. Das Mini-SUV Kwid konnte sich erstmals in den Top Ten der beliebtesten Fahrzeuge platzieren und feiert einen Verkaufsrekord nach dem anderen.
Der Kwid basiert nicht auf ausgemusterten Plattformen westlicher Modelle, sondern wurde größtenteils in Indien für den dortigen Markt entwickelt. So hat der Kwid ein modernes Design sowie ein umfangreiches Infotainmentpaket an Bord. Weil zudem mehrheitlich lokale Lieferanten eingesetzt werden, startet das Auto in der Basisversion ab umgerechnet 3500 Euro.
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