VW-Konzern verpasst sich neues Auswahlverfahren für Manager

Der VW-Konzern ändert und vereinheitlicht sein Auswahlverfahren für Manager. Statt wie bisher Talentkreise und Assessmentcenter wird es künftig konzernweit einen Auswahlprozess über zwei bis vier Jahre geben. Die Premium-Tochter Audi wird das neue Verfahren als Erster einführen. "Wir sind Teil einer konzernweiten Initiative für Personalentwicklung im Management", sagte Thomas Sigi, Personalvorstand von Audi, der Automobilwoche. "Mit dem neuen Konzept wollen wir den Kulturwandel im Unternehmen unterstützen", fügte der Personalchef hinzu.

Es geht Sigi nach eigener Aussage darum, mehr Transparenz und flachere Hierarchien zu schaffen. "Die Talente erhalten Feedback von Führungskräften, künftig aber auch von Kollegen", sagt

Judith Klaes, Leiterin der strategischen Personalentwicklung. Zudem sollen mit einheitlichen Standards und Prozessphasen die Wechsel zwischen den Konzerntöchtern vereinfacht werden. "Wir haben ein gemeinsames, konzernweites Anforderungsprofil für angehende Manager entwickelt", sagt Klaes.

In zwei Phasen will der VW-Konzern künftig Management-Talente entdecken und fördern. Nachdem vielversprechende Mitarbeiter sich entweder selbst nominiert haben oder von einem Vorgesetzen vorgeschlagen wurden, durchlaufen sie zunächst die Entwicklungsphase mit "On the Job"-Beurteilungen und Interviews. Wurden sie von Vorgesetzen und Kollegen für gut befunden, beginnt die Sichtungsphase.

Die Mitarbeiter bekommen zwei Paten – Führungskräfte aus unterschiedlichen Geschäftsbereichen – an die Seite gestellt. Die Führungskräfte tauschen sich über das Potenzial der Talente aus. Identifizieren sie einen Mitarbeiter als vielversprechend, wird er in den Management-Entwicklungskreis aufgenommen und frühestens nach sechs Monaten in eine Management-Funktion berufen.

Eineinhalb Jahre haben die Personalabteilungen des Konzerns an dem Konzept gearbeitet. Man wollte weg von den Assessmentcentern unter Laborbedingungen. Die, so Sigi, hätten die Realität kaum abgebildet. Die Kandidaten hätten sich sehr intensiv darauf vorbereitet. "Wir versuchen jetzt, den Arbeitskontext zu bewerten", erläutert der Manager.

Eigentlich hatte der Audi-Vorstand das neue Auswahlverfahren bereits im März abgesegnet. Auf Drängen des Betriebsrats wurden jedoch danach nochmals Änderungen vorgenommen. Die Arbeitnehmervertretung hatte nach Informationen der Automobilwoche angesichts der Eindrücke aus dem Abgasskandal gefordert, die Kandidaten stärker auf Integrität und soziale Kompetenzen zu durchleuchten. Diese Themen sollen nun unter anderem in den Interviews abgefragt werden.

Bisher lief das Auswahlverfahren für Manager bei den Konzernmarken unterschiedlich. Während künftige Führungskräfte von VW etwa zwei Assessmentcenter durchlaufen mussten, war es bei Audi nur eines. Das neue Verfahren soll nun schrittweise umgesetzt werden. In der letzten Maiwoche sollen Führungskräfte und Mitarbeiter darüber informiert werden.

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